
Lange Zeit war das Muotatal nur schwer zugänglich. Das Tal war abgeschieden, der Untergrund verkarstet und nur wenig ergiebig. Ausser ein paar versprengten Schafen und Ziegen kam nur selten jemand in diese gottverlassene Gegend.
Wirtschaftlich genutzt wurde dieser Wald nie, das Holz zurück in die Zivilisation zu bringen wäre zu beschwerlich gewesen. Und so haben über 550 Hektar Fichtenwald die Jahrhunderte überdauert und ermöglichen einen Blick in die Vergangenheit.
Die Fichten des Bödmerer Urwalds sind teils über 500 Jahre alt und von eigentümlicher Form. Die Kronen sind säulenförmig und bieten dem Schnee, der sich im Muotathal häufig in grossen Mengen über die Landschaft senkt, nur wenig Angriffsfläche. Der Wald wird auch heute nicht aktiv bewirtschaftet. Totes Holz bleibt liegen und darauf wachsen Pilze, Farne und Gräser. Für Forscher ist diese Biodiversität überaus spannend.
Der biologisch weniger bewanderte Besucher erfreut sich am Bödmerenwald vor allem im Spätsommer und im Herbst, wenn die Gräser und Blätter die Landschaft in sanftem Orange oder in leuchtendem Rot erstrahlen lassen.
Aktivreisende besuchen das Muotatal bei einer Wanderung entlang des Tell-Trails oder auf den Spuren von General Suworow. Um den Bödmerenwald zu entdecken, lohnt es sich in Muotathal einen Ruhetag einzulegen.
Damit nicht nur Schafe und Ziegen den Bödmerenwald besuchen, wurde dem grössten Urwald der Schweiz sogar ein eigener Themenweg gewidmet.
Plötzlich steht man drin und würde am liebsten nicht mehr hinaus. Wer die Mutprobe bestanden hat und heil per Hängebrücke über die Massaschlucht gekommen ist, taucht ein in eine Welt, die vor hunderten von Jahren stehen geblieben zu sein scheint.
Plötzlich stehen da Arven, die seit 1000 Jahren so dastehen. Plötzlich liegen da umgefallene Bäume im Weg, was wir uns aus unseren fein säuberlich aufgeräumten Wäldern im Mittelland schon lange nicht mehr gewohnt sind. Plötzlich merkt man, wie das früher überall ausgesehen haben muss, als der Mensch noch nicht im Alpenraum präsent war und Flechten, Pilze, Rothirsche und Gämse die Herrscher der Wälder waren. Und auch als Laie hat man das Gefühl, dass diese Bäume so einige Geschichten zu erzählen hätten.
Kaum eine Baumart ist so widerstandsfähig wie die alten Arven im Aletschwald. Sie müssen sommerlichen Dürren trotzen und im Herbst und Winter so manchem Sturm standhalten. Je weiter man hochsteigt Richtung Riederfurka, desto lichter wird der Wald. Standen zu Beginn neben Arven auch noch Lärchen und Fichten im Wald, so nehmen diese immer weiter ab.
Zwischen den Bäumen zeigen sich immer wieder Moore und zeugen von der ausgefeilten Biodiversität, die hier vorherrscht. Alpenrosen säumen den Weg und zwischen den Bäumen wird ab und zu der Blick auf den Grossen Aletschgletscher frei. Dem grössten und längsten Gletscherstrom der Alpen.
Man muss ihn dann aber doch wieder verlassen, den Aletschwald, obwohl man sich den Duft nach Arvenholz noch am Abend im Hotel zurücksehnt. Oben angekommen auf der Riederfurka, wo die eigenartige Villa Casell thront, geniesst man den Ausblick hinab auf den Urwald, hinüber zu den 4000er der Walliser-Alpen und hinunter zur mächtigen Gletscherzunge des Grossen Aletschgletschers. Ein Naturschauspiel, das in der Schweiz seinesgleichen sucht.

Die Schweiz hat leider keinen Urwald im eigentlichen Sinne mehr. Zu intensiv war Bewirtschaftung des Waldes über die Jahrhunderte. Industrialisierung und Aufbau des Eisenbahnnetzes führten im 19. Jahrhundert gar zu derart grossen Kahlschlägen, dass nach wenigen Jahrzehnten wegen zunehmender Bodenerosion und Überschwemmungen eiligst die Notbremse gezogen werden musste.
Seit 1860 hat der Waldbestand nun wieder um ein gutes Drittel zugenommen, sodass heute etwa 30% der Schweiz von Wald bedeckt sind. Die grösste zusammenhängende Waldfläche des Mittellandes befindet sich in der Region Jorat, auf einer Hochebene nördlich von Lausanne. Ein Teil davon bildet seit 2021 den jüngsten Naturpark der Schweiz, den Parc naturel du Jorat.
Kann man den Informationen auf der Website des Netzwerkes Schweizer Pärke Glauben schenken, wurde das Waldgebiet seit Beginn der Reformation kaum mehr bewirtschaftet.
Zu viele räuberische Banden sollen sich dort eingenistet und herumgetrieben haben, welche alle Durchreisenden, ohne Rücksicht auf Stand und Ansehen, bestenfalls um Hab und Gut, ich schlechtesten Fall wohl auch um ihr Leben brachten.
Da nun aber das Negative manchmal auch sein Gutes hat, konnte sich vermutlich nicht zuletzt deshalb in diesem Gebiet eine Artenvielfalt entwickeln, die weit und breit seinesgleichen sucht. Eine Art Urwald light, sozusagen.
Und die Räuber sind mittlerweile alle wieder ausgezogen. Ausgeraubt wird man heutzutage also nicht mehr.
Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10'000 Jahren breitet sich der Wald im Verlauf der Jahrtausende über ganz Europa aus. Bis zu 80 % unseres Kontinents sind zu dieser Zeit mit Wäldern bedeckt.
Ab etwa 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung greift dann der Mensch mehr und mehr in diese Waldsysteme ein. Er schafft, sesshaft geworden, Freiflächen für Viehzucht, Acker- und Siedlungsbau, braucht Holz als Energielieferant und als Bau- und Werkstoff.
Einen ersten, massgeblichen Beitrag zur Entwaldung leistet das Römische Reich (ca. 1000 v. Chr. bis 500 n. Chr.). Starkes Bevölkerungswachstum, ein hoher Lebensstandard mit reger Bau- und Wirtschaftstätigkeit und sowie ein überaus ressourcenhungriges Militär sorgen in für einen enormen Holzbedarf. Regional wird das Material mit der Zeit so knapp, dass es über weite Strecken aufwändig herbeigekarrt werden muss.
Auch das nachfolgende Mittelalter weist Phasen grosser Waldrodungen auf. In Mitteleuropa werden in dieser Zeit zwei Drittel des noch vorhandenen Bestandes geschlagen. Um 1400 schliesslich, kurz vor Beginn der Neuzeit, erreicht das Verhältnis zwischen Wald- und Kulturland in etwa den heutigen Stand.
Die verbliebenen Waldflächen sind praktisch alle von jahrhundertelanger Bewirtschaftung geprägt. Urwälder in dem Sinne, dass der Mensch dort nie massgeblich eingegriffen hat, gibt es nur noch wenige. Einer davon steht im Nationalpark Biogradska Gora im Osten Montenegros.
In der gebirgigen Region mit ihren Gletscherseen, Alpwiesen und Wäldern gelegen, gilt er mit seinen jahrhundertealten Bäumen als einer der letzten urzeitlichen Wälder Europas. Bis zu 45 m recken sich hier die mächtigsten Exemplare in die Höhe, vor einem halben Jahrtausend haben die ältesten ihre ersten Wurzeln geschlagen und manche Stämme erreichen einen Durchmesser von fast 1.5 Metern!
Laut Meteorologen könnte es diesen Sommer wieder einmal warm werden. Ideale Voraussetzungen also für einen Wanderurlaub durch wunderschöne-kühle Urwälder!

Die Türkei und seine grünen Wälder. Nicht das Erste das einem in den Sinn kommt, oder? Doch der Nationalpark Beydaglari, der sich im Südwesten des Landes von der Gelidonya-Landzunge bis nach Kemer erstreckt, ist an wilder Fauna und Flora kaum zu überbieten.
Der Lykische-Weg, ein antiker Säumerpfad, der sich über 500 km von Fethiye nach Antalya schlängelt, passiert den kompletten Nationalpark mit all seinen abwechslungsreichen Landschaftsbildern.
An der Gelidonya-Landzunge prägen Rotpinien die Landschaft. Den Duft dieser Bäume, die so typisch sind für den Mittelmeerraum, hat man noch lange in der Nase.
Bei der antiken Stadt Olympos, nisten sich im Frühling tausende Meeresschildkröten ein. Ort und Strand sind geschützt. Dadurch ist eine eindrückliche Symbiose zwischen Mensch und Natur entstanden.
Nach den ersten Etappen am Meer schlängelt sich der Wanderweg bis auf den fast 2000 m hohen Tahtali-Pass hoch. Auf dem Hochplateau gedeihen keine Pinien mehr, sie werden durch smaragdgrüne Zedern ersetzt.
Majestätische Bäume wachsen in die Höhe und in den teilweise komplett von der Aussenwelt abgeschnittenen Landschaften merkt man, dass der Mensch hier nichts zu sagen hat. Und so wird einem klar, dass die Türkei mehr zu bieten hat als Istanbul und Strände.