
Die Via Alpina bei SchweizMobil (Details zur Route)

Früh morgens erreichen wir Altdorf im Kanton Uri. Das Wetter sieht nicht besonders freundlich aus. Bereits am Vorabend haben wir gefühlt alle zehn Minuten den Wetterbericht angeschaut, in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessert. Nachdem wir das Gepäck am Bahnhof abgegeben haben, nehmen wir den Bus Richtung Attinghausen.
Wir erreichen die Seilbahnstation mit der Gondel und wollen einsteigen, doch da ist niemand. Fragend schauen wir uns um und suchen nach einem Anhaltspunkt. Schließlich entdecken wir ein Telefon und ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte telefonieren!“. Noémi ruft an und prompt fährt die Bahn hoch auf die Brüsti. Bei der Zwischenstation angekommen, geben wir den Voucher für die Bahn ab und fahren weiter. Wir blicken auf grüne Wälder und lassen Altdorf immer weiter hinter uns. Dann plötzlich wird alles grau, und unsere Gondel wird vom Nebel verschluckt.
Oben angekommen, bemerken wir, dass wir die einzigen Wanderer sind. Nach einer kurzen Überlegung, ob wir es tatsächlich wagen sollen, marschieren wir los. Nun gibt es kein Zurück mehr. Der Nebel ist dicht und ermöglicht uns nur eine eingeschränkte Sicht. Es ist frisch, aber wir sind vorbereitet.
In Fleece und Regenjacke eingepackt, wandern wir entlang von Wiesen und steigen einige Treppen hoch und wieder hinunter. Die Sicht wäre wahrscheinlich atemberaubend. Dafür bringt der Tag andere Überraschungen mit sich. Wir entdecken einen pechschwarzen Alpensalamander, der über den Wanderweg krabbelt. Er ist keineswegs scheu und lässt sich problemlos fotografieren. Immer wieder treffen wir unterwegs auf diese faszinierenden Wesen. Sie scheinen das feuchte Wetter zu geniessen.
Wir rechnen in jedem Moment mit Regen, doch nichts passiert. Trotzdem werden wir durch den vielen Nebel nass (und ja: dazu kommt natürlich auch der Schweiss). Es geht steil aufwärts zum Surenenpass. Teilweise müssen wir sogar ein wenig klettern.
Wir sind dankbar für unsere Wanderstöcke, diese sind bei solch steilen Abschnitten eine grosse Hilfe. Schiefersteine, kleine Bäche und der Klang der Kuhglocken prägen den Weg und bilden mit dem Nebel eine besondere Stimmung.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Surenenpass. Wir werden von einer neugierigen Schafsfamilie empfangen. Erschöpft setzen wir uns für ein Picknick auf einen halbwegs trockenen Stein. Doch rasten wollen wir nicht lange, denn auf 2291 Meter kann es auch im Sommer durchaus frisch sein.
Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht haben, geht es wieder ein Stück abwärts. Wir überqueren das Grundstück eines Berggasthauses und begegnen dabei grasenden Pferden, Eseln und Kühen. In der Ferne hören wir das Rauschen eines Wasserfalls. Bereits über vier Stunden sind wir unterwegs.
Wir entscheiden uns an einer Kreuzung die Abkürzung über die Fürenalp zu nehmen, da am Nachmittag Regen angesagt ist. Jetzt geht es noch mal eine Stunde bergauf. Der Nebel verdichtet sich wieder und verschluckt alles um sich. Dann endlich: Im Nebel taucht das Berggasthaus Fürenalp auf. Erschöpft setzen wir uns in die warme Stube. Als Belohnung gönnen wir uns ein Rivella, bevor wir die Bahn ins Tal nach Engelberg nehmen.
Kaum im beliebten Ferienort angekommen, prasselt der Regen hinunter. Er scheint nicht mehr aufhören zu wollen. Der Ortsbus bringt uns ins Engelberg Trail Hotel, wo unsere Koffer bereits auf uns warten. Erleichtert beziehen wir unser Zimmer und gönnen uns kurz danach ein köstliches Abendessen in einem nahegelegenen indischen Restaurant.
Die heutige Wanderung dauer ca. 6.5 – 7 h und hat 20 km. Auf der 3. letzten Etappe der Via Alpina Zentralschweiz Tour legt man 910 Höhenmeter berauf und 1'415 Höhenmeter bergab zurück.
Im beliebten Ferienort Engelberg dient das Engelberg Trail Hotel als Unterkunft für die Nacht.
Das Wetter wird nicht besser. Es regnet. Durchgehend! Wieso gerade heute? Doch zum Glück gibt es angenehme Alternativen. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Wellness-Anlage vom Hotel Eienwäldli. Wir können uns hervorragend entspannen. Jedoch füllt sich das Bad immer mehr mit kreischenden Kindern, sodass uns das Verlassen der Oase nicht schwerfällt. Im Eienwäldli essen wir etwas zu Mittag, bevor es raus in die Nässe geht.
Da es immer noch in Strömen regnet, nehmen wir den Ortsbus und fahren zur Titlis Xpress Seilbahn. Wir merken schnell, dass die Anlage für den internationalen Tourismus ausgelegt ist. Die Infrastruktur ist hochmodern, und überall sind Informationen in mehreren Sprachen zu lesen. Trotz Niederschlag sind einige Asiaten vor Ort zu finden, die es kaum erwarten können, den Titlis zu besuchen.
Wir fahren bis zur Station Trübsee und steigen aus. Hier sind wir fast allein. Bei sonnigem Wetter wären wir es bestimmt nicht. Ein kurzer Fussmarsch führt uns zur nächsten Seilbahn, welche uns auf den Jochpass bringt. Normalerweise wandert man hoch, doch aufgrund des Dauerregens und des Nebels entscheiden wir uns dagegen. Die Wanderwege wären wahrscheinlich auch zu rutschig.
Ab dem Jochpass dauert es nur noch etwa eine Stunde, bis wir zur Engstlenalp gelangen. Die Sicht ist endlich besser. Wir sehen die leuchtend grüngelbe Vegetation und wie sich kleine Wasserfälle die Berge hinunter schlängeln. Durch das viele Wasser bildet sich auf dem Wanderweg ein kleiner Bach, dem wir fast bis zum Ende folgen.
Dann die Belohnung: der wundervolle Anblick des Engstlensees. Zwei Fischer halten die Angeln ins Wasser, ein paar Dutzend Kühe grasen in der Nähe des Ufers. Wir geniessen die Ruhe, sind aber froh, als wir endlich das rosafarbene Hotel Engstlenalp erblicken.
Das Hotel Engstlenalp ist die einzige Unterkunft auf der Alp und besitzt den Charme einer Berghütte. Wir beziehen unser Nostalgiezimmer und trocknen erst mal unsere Kleidung. In fast allen Nostalgiezimmern sind originale Möbel aus dem Jahr 1892 zu finden. Es ist das Jahr, als das Gebäude erbaut wurde. Die Matratzen sind aber glücklicherweise ein wenig moderner. Bei den Nostalgiezimmern befinden sich WC und Dusche auf der Etage. Es gibt aber auch Doppelzimmer mit eigenem WC und Dusche.
Bei allen Übernachtungen ist die Halbpension immer inbegriffen, da es fast keine andere Möglichkeit gibt, sich auf der Alp zu verpflegen. Wir erwarten nicht viel und schlendern in gemütlichen Klamotten und Hausschuhen ins Restaurant (alle tragen hier Hausschuhe und gemütliche Kleidung). Auf unserem Tisch liegt ein Menüplan. Es gibt ganze vier Gänge! Wir sind überrascht.
Das Essen schmeckt hervorragend! Wir geniessen das vegetarische Menü. Serviert wird eine Weisskabis-Suppe, danach eine Bruschetta. Zum Hauptgang gibt es ein Auberginenschnitzel mit Grillgemüse und Reis und zum krönenden Abschluss ein Schoggimousse. Mit vollen Bäuchen gehen wir zurück ins Zimmer und schlafen zufrieden ein. Bis auf die Tatsache, dass es sehr hellhörig ist, schlafen wir ausgezeichnet unter den kuschligen Bettdecken.
Die heutige Wanderung dauer ca. 5 h und hat ca. 11 km. Auf der 2. letzten Etappe der Via Alpina Zentralschweiz Tour legt man 1'265 Höhenmeter berauf und 400 Höhenmeter bergab zurück.
Heute Nacht wird in der einzigen Unterkunft auf der Alp übernachtet - dem Hotel Engstlenalp.
Wir sind bereits früh wach und werden mit einem wundervollen Sonnenaufgang belohnt. Heute soll das Wetter endlich besser werden. Wir packen unsere Koffer und bringen diese zur Rezeption. Danach begeben wir uns ins Restaurant und holen unsere „Lunchpäckli“ ab. Wir sind die ersten Gäste.
Der erste Abschnitt führt uns weiter durch die idyllische Engstlenalp. Nicht selten hören wir Murmeltiere pfeifen. Wir schauen uns immer wieder um in der Hoffnung eines zu entdecken. Und dann plötzlich erblicken wir eine ganze Familie! Leider verschwinden die Tiere so schnell in ihren Löchern, dass wir kaum eine Möglichkeit haben, rechtzeitig die Kamera auszupacken.
Weiter geht es einem Hang entlang den Berg hinauf, bis wir ein kleines Bauerndorf erreichen. Der Wanderweg führt uns durch das Dorf und danach auf einen Kiesweg. Diesem folgen wir bis wir den Tannensee erreichen.
Die Gegend ist auch bei Trailrunnern beliebt. Eine Gruppe Läuferinnen und Läufer in leichten Sportklamotten trippelt an uns vorbei. Ob die nicht frieren? In diesem Moment fängt es an zu regnen. Wir packen wieder unsere Ponchos aus. Die Trailrunner sind dem Wetter schutzlos ausgeliefert. Es scheint sie aber nicht zu stören.
Der Weg führt uns weiter hoch zu einem Grat. Erstes Zwischenziel ist das Balmeregghorn. Durch das wechselnde Wetter bildet sich ein spezielles Licht, welches die Farbe der Wiesen verändert. Wir sind plötzlich nicht mehr sicher, ob wir uns in der Schweiz oder in Schottland befinden. Fasziniert bleiben wir gefühlt alle zwei Minuten stehen, um diese atemberaubende Landschaft auf Fotos festzuhalten. Zum Glück hört es endlich ganz auf zu regnen. Die Gratwanderung ist beeindruckend, und wir sehen zum ersten Mal in die Ferne. Neben dem Tannensee ist endlich auch der Melchsee sichtbar. Ein Bild wie gemalt!
Unterwegs begegnen wir trotz des Sonnenscheins nur wenigen Wanderern. Dafür machen wir Bekanntschaft mit einer Schafsherde. Diese erfreut sich aber weniger an unserer Anwesenheit. Gestresst traben die Tiere weg. Dummerweise gibt es nur einen Weg und der ist schmal. Irgendwann schaffen wir es, die blökende Gruppe zu überholen.
Der Grat geht zu Ende, und es folgt ein steiler Anstieg. Jetzt heisst es: Zähne zusammenbeissen und durch. Kurze Zeit später erreichen wir Planplatten, den höchsten Punkt dieser Etappe. Auf den rund 2229 Metern Höhe liegt ein Panoramarestaurant. Wir beschliessen, eine Mittagspause einzulegen und die Aussicht zu geniessen. Doch ausgerechnet jetzt taucht wieder Nebel auf und verdeckt die Sicht aufs Panorama.
Gestärkt machen wir uns auf den Weg ins Tal. Wir steigen über etliche Kuhfladen, bewundern kleine Bauernhöfe und durchqueren den kühlen Wald, bis wir schliesslich die ersten Sonnenstrahlen auf der Haut spüren. Was für ein herrliches Gefühl nach dieser Kälte! Auf unserer Wanderung liegt der Zwergenweg „Muggestutz“. Wir beobachten einige Eltern, wie sie ihren Kindern die Geschichten vorlesen und dabei nach den kleinen Fabelwesen suchen.
Im Tal angekommen, schlottern uns die Knie, und mir schmerzen die Waden. Wir spüren am ganzen Körper, dass es 1000 Höhenmeter abwärts ging. Bei der Hasliberg Reuti Station machen wir deshalb einen Stopp und bestellen in einem Restaurant eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen. Danach sparen wir uns den letzten Abschnitt des Weges bis nach Meiringen und nehmen die Bahn.
Nach einem kurzen Spaziergang durch das entzückende Dorf Meiringen gelangen wir zum Parkhotel du Sauvage, wo wir übernachten. Direkt daneben befindet sich das Sherlock-Holmes-Museum. Das 4-Sterne-Haus ist im Jugendstil gebaut und verfügt über eine sonderbare Mischung aus Eleganz und Geschichte. Wir sind hellbegeistert. Das Personal ist sehr zuvorkommend und hilfsbereit. Wir machen uns auf die Suche nach einer Essensmöglichkeit und entscheiden uns für ein asiatisches Restaurant.
Nach dem Abendessen spazieren wir durch das Dorf. Meiringen hat viel zu bieten. Wenn wir mehr Zeit hätten, würden wir uns die Aareschlucht und den Reichenbachfall ansehen. Es ist jedoch schon spät und wir entscheiden uns daher, der Hotelbar einen Besuch abzustatten. Das „Sauvage Pub“ befindet sich im Keller der Unterkunft. Wir bestellen einen Schlummertrunk und stossen auf den herrlichen Tag an.
Die heutige Wanderung dauer ca. 6.5 h und hat ca. 21 km. Auf der letzten Etappe der Via Alpina Zentralschweiz Tour legt man 715 Höhenmeter berauf und 1'940 Höhenmeter bergab zurück.
Für die heutige Nacht begeistert das wunderschöne Parkhotel du Sauvage in Meiringen.
Frühstückszeit ist angesagt. Wir sind die ersten Gäste im Saal. Das Buffet ist ausgesprochen vielfältig, und wir bedauern, dass wir keine weitere Nacht im Hotel bleiben können. Der Abschied fällt uns schwer, doch der klare Himmel überzeugt uns, dass ein herrlicher Wandertag bevorsteht. Wir geben unser Gepäck ab und gehen zum Bahnhof. Dort fährt der Bus zur Rosenlaui.
Bewusst kürzen wir den ersten Abschnitt ab und sparen damit fast 800 Höhenmeter Aufstieg. Bei der Gletscherschlucht steigen wir aus. Die Schlucht kann für CHF 10 besichtigt werden. Der Rundgang führt jedoch wieder in Richtung Tal, weshalb wir uns gegen einen Besuch entscheiden. Es ist ausgesprochen kühl, und als wir den gewaltigen Gletscher vor uns sehen, verstehen wir wieso.
Der Wanderweg führt uns durch Wälder, bunte Felder und entlang des Rychenbachs. Die Sonne zeigt sich immer mehr. Die Stimmung ist magisch. Mit der Zeit wird es immer anstrengender, da es ein längeres Stück bergauf geht. Wir legen eine kurze Pause auf einer Wiese ein und geniessen die Aussicht auf die Bergkulisse. Danach passieren wir ein Moorgebiet und gelangen schliesslich zur Grossen Scheidegg. Dort tummeln sich viele Fahrradfahrer. Wer eine Weile verweilen will, kann sich im Berghotel-Restaurant entspannen.
Nun geht es nur noch abwärts. Die Wanderwege führen abwechselnd über Wiesen und Asphalt. Es stört uns ein wenig, dass der Wanderweg sich mit dem Fahrradweg kreuzt, da diese in einem rasenden Tempo die Strassen hinunterbrettern. Zum Glück gibt es immer wieder kurze Abschnitte durch Wälder oder über Wiesen, die ein wenig mehr Ruhe bieten.
Wir erreichen Grindelwald und spazieren Richtung Bahnhof. Nun ist es richtig Sommer geworden. Das perfekte Wetter kommt uns wie eine Belohnung vor. Wir haben es geschafft! Über 80 Kilometer haben wir zurückgelegt.
Zum krönenden Abschluss stossen wir mit einem Apérol Spritz auf unsere erlebnisreiche Wandertour an, bevor wir die weite Heimreise in Angriff nehmen. Eins steht fest: Wir wissen, wie man wandert, und zwar bei jedem Wetter.
Die heutige Wanderung dauer ca. 4.5 h und hat ca. 14 km. Auf der ersten Etappe der Via Alpina Bärentrek Tour von Meiringen nach Grindelwald legt man 700 Höhenmeter berauf und 980 Höhenmeter bergab zurück.

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Abwesend: Montag, Dienstag