
Die Haxe vom Altmühltal

Theresa hatten wir vor Jahren auf einer Gruppentour in Marokko kennengelernt. Bei der Wanderreise durch die Wüste hat sich bald gezeigt, dass wir gut zusammenpassen, und wir beschlossen, uns bald wieder zu treffen.
Da sie in Österreich wohnt, suchten wir ein Ziel in der Mitte und landeten beim Altmühltal in Franken. Die Altmühl hat eine der langsamsten Fliessgeschwindigkeiten in ganz Deutschland und daher ist dieser Fluss eine gute Wahl für Einsteiger.
Kurz vor Antritt der Reise meldete sich Theresa und fragte, ob ihre kleine Schwester mit auf die Reise gehen kann. «The more, the merrier», dachten wir und stimmten zu.
Das erste Abendessen führte uns in ein typisch deutsches Wirtshaus und zur Überraschung aller bestellte die 12-jährige Maria eine ganze Schweinshaxe. Das Teil triefte vor Fett und während wir unsere deftigen Mahlzeiten verdrückten, kämpfte das schmächtige Mädchen mit der riesigen Portion. Da gut drei Viertel übrig blieben, landete die Schweinshaxe in Alufolie gewickelt im Reisegepäck.
Am nächsten Tag stachen wir in See und schon nach wenigen Paddelschlägen leistete uns ein Biber für kurze Zeit Gesellschaft. Das Flussufer war oft wild verwachsen und wir fühlten uns bald wie in einer anderen Welt.
Eigentlich ist die Tour nicht schwierig, aber diverse Kanurutschen sorgten für Abwechslung und bei Niveauunterschieden des Flusses mussten wir das Boot immer wieder über Treppen an Land ziehen, nur um es an anderer Stelle wieder ins Wasser zu lassen. Immer mit dabei: die Schweinshaxe, an der Maria während Pausen mit immer längerem Gesicht knabberte.
Dank dieser regelmässigen Energieschübe erreichten wir nach ein paar Tagen in Eichstätt das Ziel unserer Reise. Die Kanus wurden an Land versorgt und etwa ein Viertel der angekauten Schweinshaxe landete im Müll.
Neun bärtige Velofreunde

Rad an Rad durch den Stadtverkehr
Haben Sie sich mal überlegt, wie lange die Schlange wird, wenn 9 Velos hintereinander herfahren? Wir uns auch nicht.
Dennoch mussten wir uns nach einer gut 10-stündigen Zugfahrt kurz nach der Ankunft am Bahnhof Montpellier im Entengang durch die Stadt wühlen und so manchen Franzosen kopfschüttelnd im Auto zurücklassen. Neun bärtige Männer voller Tatendrang. Es vergingen keine 5 Minuten, bis sich unsere Gruppe das erste Mal im abendlichen Verkehrsgewusel verloren hatte.
Gar nicht so einfach, dachten wir. Und die Nerven waren bei einigen meiner Velokumpanen bereits etwas angespannt. (Hunger, Müdigkeit) «Wird schon werden», meinte einer. «Da kommen wir schon noch rein», ein anderer. Zur Verteidigung: Für uns war es die erste Velotour in dieser Konstellation. Never stop exploring!
Die kaputte Fahrradkette
Und tatsächlich, am nächsten Morgen kamen wir besser in Fahrt. Unser Weg führte uns raus aus der Grossstadt an die weiten Strände von Grand-Motte und Grau du-Roi. Wir flogen wie auf Wolken den flachen und gut ausgebauten Velowegen entlang, bis ein lauter Knall unsere gut gelaunte Truppe aufhorchen liess. Verdikt: Kettenbruch. Das neu bestellte Gravelbike eines Kollegen hat doch tatsächlich nach wenigen Kilometern bereits den Geist aufgegeben.
So konnte ich doch prompt am ersten Tag der Ferien meine von der Arbeit bei Eurotrek erlernten «Trouble-Shooter-Künste» einsetzen. Ein Service, von dem Sie bei einer Eurotrek-Reise übrigens jederzeit profitieren können. Ein Velomechaniker war schnell gefunden (obwohl es Sonntag war) und eine neue Kette eingesetzt. (Wird sie halten?) Der Kollege wird standesgemäss bis heute mit dieser Geschichte aufgezogen.
Mistral, du treuer Freund
Weiter im Text. Eine lange Etappe stand an. 70 km von Aigues-Mortes bis Tarascon. Flach und pfeiffengerade entlang der Eurovelo-Route 8. Auf dem Papier für uns machbar.
Doch dann kam er. Der Mistral. Und dieser tückische Nordwind, der durch das Rhone-Tal zieht, hat uns doch tatsächlich recht auf Trab gehalten. Teilweise konnte man sich unsere Fahrt so vorstellen, wie wenn man im Rhein gegen den Strom schwimmen würde: langsam und anstrengend.
Abwechslungsweise musste einer an die Spitze, um den anderen den Windschatten zu spenden. Am nächsten Tag waren 50 % der Gruppe erkältet, doch was wäre diese Velotour geworden ohne diesen Tag? Wie haben wir uns gefreut, am Abend endlich im Hotel anzukommen und auf diese Etappe anzustossen. Ein fantastisches Gefühl!
Oh, du wunderschönes Südfrankreich!
Die weitere Reise verlief idyllischer. Die Gegend zeigte sich von Ihrer schönsten Seite. Wolkenlos der Himmel, angenehm die Temperaturen. Auch noch Ende Oktober. Nur noch ein laues Lüftchen pfiff über die Lavendelfelder, deren Blütezeit wir aber leider verpasst haben. Von Ende Juni bis Mitte August hüllt sich die Gegend in einen violett-blauen Blütenteppich.
So kurvten wir durch die hügelige Provence. Kehrten in charmanten Restaurants ein und genossen die Sonne, den Wein und die exzellenten Velowege. Unsere Bärte wurden länger und länger und unser Zusammenhalt grösser und grösser. Und wissen Sie was? Die nächste Tour ist schon geplant. Wir werden in der Region Flandern den Verkehr aufhalten und viele Abenteuer erleben. Ob es dort wohl Wind gibt? 😉
Mystischer Nebel

«Abenteuer machen nie Spass, während du sie erlebst» (Clive S. Lewis)
Bei diesem Zitat muss ich immer schmunzeln, denn es stimmt, dass man auf Reisen herausfordernde Situationen erlebt. Vielleicht gerät man sogar kurz in Panik oder weiss gerade nicht weiter. Genau diese Geschichten sind aber auch die Abenteuer, die in Erinnerung bleiben und die man weitererzählt. In solchen Momenten ist es meistens einfacher, in Gesellschaft zu sein. Man kann sich austauschen, Ideen sammeln und passende Lösungen evaluieren. Manchmal kann man am Ende des Tages sogar gemeinsam darüber lachen. Wenn ein langer und anstrengender Tag so endet, weiss man, dass man sich die richtige Reisebegleitung ausgesucht hat.
Trotz viel Nässe gute Laune
Letzten August war ich mit einer Kollegin auf Studienreise in der Schweiz unterwegs. Wir planten vier Tage auf der Via Alpina durch die Zentralschweiz und das Berner Oberland zu wandern. An drei von vier Tagen regnete es. Bei der Vorbereitung sah das Wetter bereits kritisch aus und wir packten zur Sicherheit unsere Ponchos ein.
Am ersten Tag kämpften wir uns durch dichten Nebel. Keine Aussicht, Kälte und eine unangenehme Feuchtigkeit begleiteten uns den ganzen Tag. Wir munterten uns gegenseitig auf und teilten beim Mittagessen unsere Vorräte miteinander. Jede hatte etwas für die andere mitgebracht. Das schmeckte natürlich umso besser und gab uns schnell neue Energie zum Weitermachen.
Am zweiten Tag regnete es durchgehend. Wir kürzten die Wanderstrecke deshalb ab und beschlossen zuerst spontan ins Wellness zu gehen. Danach machten wir uns auf den Weg. Wir lachten über die verwirrten Touristen, welche uns ganz verdutzt zuschauten, wie wir uns bei diesem Regen in Richtung Wanderweg begaben.
Unterwegs wateten wir über schlammige Wiesen und machten lustige Bilder mit unseren Ponchos.
Faszination ist ansteckend
Am dritten Tag wurde das Wetter besser und es regnete nur noch wenig. Das Licht war magisch und wir blieben ständig stehen, weil wir so beeindruckt waren. Die Farbe der Wiesen in Kombination mit den Bergen und den vielen Kühen war wie aus einem Bilderbuch. Ich kann nicht sagen, wer von uns beiden faszinierter war. Nach dem hundertsten Foto mussten wir langsam lachen, denn wir fanden uns selbst etwas lächerlich. Irgendwann beschlossen wir den Moment einfach zu geniessen und keine Fotos mehr zu machen.
Diese Erlebnisse sind nicht nur bleibende Erinnerungen, wenn ich ans Wandern in der Schweiz denke. Ich sehe die Bilder auch vor mir, wenn ich meine Kollegin wieder mal zu einem Kaffee treffe. Diese Abenteuer beinhalteten durchaus auch schwierige Momente, doch gemeinsam fanden wir immer einen Grund zum Lachen. Meine letzte Wanderreise mit ihr war es auf jeden Fall nicht.