Mountainbiken in der Schweiz

Insidertipps von den Profis

Schon seit einigen Jahren sind der individuelle Wander- und Radtourismus im Trend: Die aktiven Reisenden schätzen dabei unter anderem auch die flexiblen Starttermine der Aktivferien, die man bei den geführten Gruppen vergeblich sucht.
Auch den Mountainbiker steht die Möglichkeit offen, die Schweiz individuell, zu beliebigen Terminen und auf eine günstige Art und Weise kennenzulernen – dies dank der starken Entwicklung der Infrastruktur in den letzten Jahren in der Schweiz, die selbst im Vergleich mit dem benachbarten Ausland auftrumpft.

 

Günther Lämmerer

Optimale Voraussetzungen

Einerseits finden die Biker ein vergleichsweise dichtes Netz an Verpflegungsmöglichkeiten und Unterkünften. Und dies obwohl viele der Bikestrecken durch die weitgehend «wild» respektive naturbelassene Schweizer Alpen oder den Jura führen. Aber selbst in diesen Regionen gibt eine relativ dichte Verfügbarkeit an komfortablen, preiswerten Unterkünften und Verpflegungsmöglichkeiten.

Andererseits bietet die Schweiz ein exzellentes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, das seinesgleichen im Ausland sucht. Dies steht praktisch überall und fast zu jederzeit «zu Diensten»: Sei es um mit dem Zug eine Etappe abzukürzen, mit der Bergbahn Steigungen zu mindern oder mit dem Bus rasch zurück in die Zivilisation zu kommen.

Ausserdem wurde im Rahmen des nationalen Projektes «SchweizMobil» auf private Initiative hin, aber mittels öffentlicher Gelder eine Infrastruktur geschaffen, die nicht nur Wanderern und Velofahrenden, sondern ganz auch den Bikern zu Gute kommt:

Ein dichtes  nationales, regionales und sogar lokales Netz an perfekt beschilderten und mittels interaktiver Karten samt GPS-Standort erfassten Mountainbikerouten ist das eine – die Möglichkeit, auf diesem gesamten Routennetz auch als Individualist von Serviceleistungen zu profitieren, die sonst und anderswo nur Bikern in geführten Gruppen zuteil werden, das andere. Zu den Serviceleistungen gehört ein täglicher Gepäcktransport von Unterkunft zu Unterkunft oder die Miete von hochwertigen Bikes ab jedem beliebigen Startort zu jedem gewählten Zielort. Und alle diese Serviceleistungen stehen in der Schweiz nicht mehr nur wie anderswo den geführten Gruppen zur Verfügung, sondern auch den individuellen Bikern, die die Schweiz allein oder zu zweit bereisen.

Das Routennetz bietet für alle Biker eine vielfältige Auswahl: So finden Könner wie auch Anfänger ihre passende Strecke.

Zwei Mountainbiker fahren über den Pass Chaschauna im Kanton Graubünden.

Jura Bike Nr. 3

Zwei Biker auf einem Naturweg in einer grossen grünen Wiese. Dahinter der Neuenburgersee unter strahlend blauem Himmel.

Für Einsteiger ist die «Jura Bike Nr. 3» eine geeignete Route. Die Webseite www.schweizmobil.ch steht Ihnen mit sehr detaillierten Informationen über die gesamte Route, entsprechenden Karten in beliebigen Massstäben sowie ein Höhenprofil zur Verfügung. Dass die Jura Bike zu den eher einfacheren Mountainbike-Routen gezählt werden kann, hat gute Gründe: Der Jura ist, im Unterschied zu den Alpen, ein eher «grünes», mit Wiesen und Wäldern bedecktes Gebirge. Entsprechend sind die «Trails» nicht felsig, sondern verlaufen weitgehend auf erdigem Grund damit weichem Wiesen- oder Waldboden – sie sind auch technisch weit einfacher zu befahren als die steinigen Pfade der Alpen. Und da der Jura auf einer durchschnittlichen Höhe von ca. 1000m über Meer verläuft, sind auch die Höhenunterschiede der einzelnen Etappen eher gering. Aber auch die «Jura Bike» ist eine Mountainbike-Route: Die physischen Erfordernisse sind selbst auf dieser verhältnismässig «einfachen» Route höher und die Routen/die Trails wesentlich schmaler und technisch anspruchsvoller als die zumeist breiten, oft sogar asphaltierten Strassen der Velorouten.

Wer schon mit dem Mountainbike Tagesausflüge gemacht hat und entsprechend über eine gewisse sportliche Grundkondition und technische Grundkenntnisse als Biker verfügt, dem empfehlen wir diese Jurabike als Einstieg in die wunderbare Zauberwelt der Fernrouten für Mountainbiker wärmstens.

Panorama Bike Nr. 2

Mehrere Velofahrer auf dem Risipass im Kanton St. Gallen. Veloferien mit Eurotrek.

Mittlere technische und physische Anforderungen benötigen die Biker auf der «Panorama Bike Nr. 2». Diese Route führt vom Bodensee bis zum Genfersee durch die Voralpenregionen der Schweiz – und in diesen Regionen auf Höhen zwischen 1000 und 1800 Metern über Meer verbringen im Sommer auch die Kühe aus den Stallungen im Unterland ihre «Ferien», das heisst sie fressen hier das saftige Gras und die duftenden Blumen – und aus dieser Milch mit ganz besonderer Zusammensetzung wird von den «Cowboys» oder «Sennen», wie sie hier genannt werden, der berühmte Schweizer Käse hergestellt. Diese Käsesorten, hergestellt aus blumenreicher Milch, tragen denn auch die wohlklingenden Namen ihrer Herkunftsregionen: «Appenzeller», «Emmentaler», «Greyerzer». Und da auch unsere «Sennen» nicht nur arbeiten, sondern nach getaner Arbeit und an Wochenenden gerne feiern, hat sich in diesen Regionen neben dem schmackhaften Käse eine auch für Besucherinnen und Besucher attraktive Kultur entwickelt: Von Alp zu Alp kommunizieren die Sennen zumeist per Alphorn, und ihre als «lüpfig» bezeichnete Volksmusik lockt Einheimische und Gäste zum Tanz.

Alpinbike Nr. 1

Zwei Mountainbiker in den Alpen. Ein Wegweiser zeigt ihnen die weitere Route zum Kesch in den Bündner Bergen.

Die Route für Könner ist die «Alpinbike Nr. 1», die über die Alpen von Ost nach West geht. Die Strecke vom Unterengadin bis an den Genfersee überquert auch Alpenpässe und führt so teilweise bis auf 3000m über Meer. Kein Wunder sind die Trails auf dieser Höhe entsprechend rau und felsig, was angesichts der langen Aufstiege und entsprechend folgender Talfahrten eine solide Kondition und vor allem eine ausgezeichnete Downhill-Fahrtechnik erfordert. Nur dann – dann aber in vollen Zügen – vermittelt diese Route einen im wahrsten Sinne des Wortes «atemberaubenden» Blick in die Wunderwelten der Alpen auch abseits der Ski- und Wandergebiete.

Ein Wort noch zum Absolvieren dieser Route mit dem E-Mountainbike: Die fehlende Kondition kann allenfalls damit wettgemacht werden, niemals aber die Downhill-Fahrtechnik. Denn das E-Bike kann zwar beim Treten unterstützen, das Steuern muss aber aus eigenem Können kommen. Und das zusätzliche Gewicht würde bei der Talfahrt selbst einen gewieften Downhill-Biker überfordern. Daher raten wir auf dieser Strecke unbedingt vom E-Mountainbike ab.