Ein Leuchtturm vor einer Meereskulisse, Felsinseln im Meer sind sichtbar.

Reisebericht Lykischer Weg

Kultur, Sonne, Meer. Die Vorfreude ist riesig, als wir in Zürich Kloten ins Flugzeug der Turkish Airlines steigen und unserem ersten Interkontinental-Trip nach Corona entgegenfliegen. Endlich wieder etwas Neues entdecken. Menschen kennenlernen, die etwas anders ticken.

Architektur bestaunen, die aus vergangenen Zeiten stammt. Natur erleben, von der wir vor dieser Reise keine Vorstellung hatten, dass wir sie so in der Türkei vorfinden würden. Kommen Sie mit uns ins Taurus-Gebirge auf den Lykischen Weg!

Das erwartet Sie auf dieser Reise:

  • Atemberaubende Küstenpanorama
  • Schneebedeckte Berge im Taurus Gebirge 
  • Freundliche und offene Gastgeber 
  • Köstliches türkisches Essen 

 

Hinweis

Der Verlauf unserer Wanderreise "Lykischer Weg" hat sich im Jahr 2024 geändert und entspricht nicht mehr vollumfänglich der im Text geschilderten Route. 

Grüne Bäume in Schneelandschaft mit Felsen im Hintergrund

 

Der Lykische Weg ist ein 509 km langer historischer Fernwanderweg im Südwesten der Türkei. Er führt grösstenteils an der Küste entlang und hat seine Ursprünge im Altertum. Der Pfad verbindet wichtige antike Städte wie Patara, Olympos und Xanthos. Der Weg führt heute von den Städten Fehiye bis kurz vor die Tore von Antalya und ist im französischen Stil durchgehend rot-weiss markiert. Mit Eurotrek haben Sie die Möglichkeit, das Mittelstück dieses Fernwanderweges zu erkunden.  
Ein Steinstrand in der Türkei mit Bergen und Wäldern im Hintergrund.

Ankunft in Antalya

Samstag, 09.04.2022


Am Flughafen wartet bereits Cihagir auf uns. Ein grosser, schlanker Kerl, der ausgezeichnet Deutsch spricht. Er fährt uns zum Startpunkt der Wanderwoche, in den beschaulichen Küstenort Adrasan nur wenige Kilometer vom Flughafen.

Adrasan ist traumhaft gelegen. Direkt am Meer, umgeben von hoch in den Himmel ragenden Felsformationen. Ein eigentliches Zentrum gibt es im Ort nicht. Nur hie und da ein kleines Hotel. Nichts zu sehen von den riesigen Hotelanlagen, die man von Side oder Kemer kennt. Man merkt sofort, der Tourismus ist hier erst am Ankommen.


Unser Hotel Papyrus ist eine echte Augenweide. Zur Lobby gelangt man durch einen herrlich angelegten Garten. Ein Swimmingpool, Liegestühle und diverse Sitzecken schmücken die kleine Oase. Grün ist es. Das liegt sicher auch an der Jahreszeit. Es ist noch früh im Jahr. Auf den Bergspitzen des in der Ferne liegenden Taurus-Gebirges sehen wir letzte Überreste des winterlichen Schnees.

So geniessen wir ein paar entspannte Stunden im Garten. Essen saftige Früchte und lassen unsere Seele baumeln. Denn bald schon geht es los mit der ersten Wanderung.

Ein Transfer bringt uns von unserem Ankunftspunkt in Antalya in die malerische Bucht von Adrasan. 

Heute übernachten wir im Hotel Papyrus, welches einen wunderschönen Garten mit Blick auf die Bucht von Adrasan bietet. 

Küstenpanorama Wanderung

Sonntag, 10.04.2022
Wanderweg vor einer Küstenlandschaft mit grünen Bäumen.
Küste vor Gelidonya.

 

Am Morgen wartet bereits ein Fahrer auf uns. Er bringt uns zum Ausgangspunkt der ersten Wanderung ins Nachbardorf Karaöz. Und gleich steht das erste Highlight an. Eine Küstenwanderung vorbei am bekannten Leuchtturm Gelidonya. Endpunkt ist wieder das Papyrus-Hotel in Adrasan. Eine schöne Vorstellung, eine weitere Nacht hier zu verbringen.

Die Wanderung beginnt mitten im Wald. Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch dichte Pinienbäume. Je näher wir dem Meer kommen, desto lauter dröhnt das Rauschen der Wellen. Ein wohliger Klang.

 

Plötzlich zweigt ein schmaler Pfad ab. Ein interessanter Weg. Und siehe da: Der Blick auf die Küste wird frei. Türkises Wasser schlägt in sanften Wellen auf die steinige Brandung auf. Nun sind die ersten Höhenmeter zu bewältigen: Der Pfad führt hoch zum eigentlichen Highlight der Tour, dem Leuchtturm Gelidonya. Dieses seit 86 Jahren weithin sichtbare Schifffahrtszeichen liegt auf 237 m ü. M. und ist damit der höchste Leuchtturm an der türkischen Küste.

Der Turm ist zwar optisch nichts Spezielles, doch seine Lage ist spektakulär. Er verrät das Ende der Gelidonya-Halbinsel, das Ende des türkischen Festlandes so zu sagen. Nur einige unbewohnte Inseln ragen noch weiter südlich aus dem Mittelmeer heraus.

Leuchtturm in einer grünen Landschaft im Vordergrund mit Aussicht aufs Meer im Hintergrund
Leuchtturm Gelidonya.
Schmaler Pfad am Hang im Nadelwald
Wanderpfad durch den Pinienwald.

Nach einer kurzen Mittagsrast beginnt der schönste Wanderabschnitt des Tages. Über steinige Klippen schlängelt sich der schmale Pfad etwas oberhalb der Küste entlang. Der Blick auf das Meer und die umliegenden Inseln ist praktisch die ganze Zeit über frei. Immer wieder kommen uns grosse Wandergruppen entgegen. Dass die Türken solche Wandervögel sind, hätten wir nicht gedacht. Top ausgerüstet und mit einem Lachen im Gesicht, grüssen Sie uns freundlich. «Merhaba», hallo auf Türkisch, wandern ist also anscheinend nicht nur in der Schweiz «en vogue».

Die Wanderung ist nun ein stetes Auf und Ab. Eine klassische Panoramawanderung. Immer wieder überklettern wir in den Weg ragende Baumstämme. Die Tour benötigt bis zum Ende einiges an Kondition und etwas Trittsicherheit. Ohne dass wir sie als schwierig bezeichnen würden.

Zurück in Adrasan gönnen wir uns erst mal ein kühles Bier direkt am Strand. Mit einem herrlichen türkischen Essen im Hotel runden wir den Abend ab. So kann es gerne weitergehen.

Die Wanderung dauert ca. 4.5 h und ist ca. 14 km lang. Es geht 750 Höhenmeter bergauf und 790 Höhenmeter bergab. 

Erneut übernachten wir heute im Hotel Papyrus. 

  • Leuchtturm Gelidonya: der höchster Leuchtturm an der türkischen Küste 
  • Panoramawanderung: konstanter Blick aufs Meer

Abstieg nach Olympos

Montag, 11.04.2022
Autospuren durch Bach mit Bäumen im Hintergrund
Zu überquerender Bach.

 

Heute kehren wir Adrasan den Rücken und nehmen mit grosser Motivation die nächsten Kilometer des Lykischen Wegs unter die Füsse. Doch nach gefühlten 5 Minuten erwartet uns bereits das erste Hindernis. Ein etwa 0.5 m tiefes Flüsschen soll überquert werden, um auf der anderen Seite den Wanderweg fortzusetzen. Wir haben wirklich keine Lust, schon auf den ersten Metern nasse Schuhe zu bekommen, und schauen uns ratlos um. Da hat jemand wohl vergessen, die Brücke für die neue Wandersaison zu montieren, denken wir. (So wäre es wohl in der Schweiz) Natürlich gibts hier keine Brücke.

Der Bach trocknet ein paar Wochen später komplett aus. Ein Lieferwagen einer nahen Baustelle stoppt und fährt uns durchs seichte Wasser ans andere Ufer hinüber. Das Ende einer Geschichte, die, so banal sie auch ist, uns noch lange an die Freundlichkeit der Einheimischen hier erinnert.

Auf beiden Seiten des Waldes ragen die Felsen des Canyons hervor
Der Canyon wird über dem Wald sichtbar.
Rote Mohnblumen entlang eines Wanderweges
Blumenwiese entlang des Wanderweges.

 

Los gehts also mit Wandern. Kaum gestartet schiesst ein Krebs im Seitwärtsschritt über unseren Wanderweg. Begeistert beobachten wir, wie rasch er auf der anderen Seite im Gebüsch verschwindet.  Wir werden noch einige interessante Tierchen entdecken, die wir uns aus der Schweiz nicht gewohnt sind.

Die Wanderung führt erst flach ins Landesinnere hinein. Saftige Blumenwiesen säumen den Weg. Es ist ein herrlicher türkischer Frühlingstag. Ein paar Wolken hängen hartnäckig am Gebirge, das wir heute zu überschreiten haben. Plötzlich windet sich der Pfad steil einen dichten Wald hinauf. Links und rechts begrenzen Felsen die Sicht. Wir wandern durch einen Canyon, über diverse Steilstufen etwa 700 Höhenmeter bergauf. Immer wieder ist die Route mit der weiss-roten Markierung des Lykischen Weges gekennzeichnet. Verlaufen kann man sich hier nicht. Oben angekommen fühlen wir uns fast wie in den Voralpen. Der Wald lichtet sich und gibt den Blick auf eine weite Landschaft frei.

Türkischer Mann steht vor Zelt und macht Granatapfelsaft davor
Granatapfelsaft bei türkischem Älpler.

 

Wir haben gerade die Passhöhe erreicht, da begrüsst uns Asik, ein gut gelaunter Älpler auf Türkisch. Obwohl wir ihm klarmachen, dass wir kein Wort türkisch sprechen, redet er immer weiter auf uns ein. Ein paar Brocken können wir uns dann irgendwie doch zusammenreimen, und freuen uns, bei einem Glas frischem Granatapfelsaft und einer Tasse Tee mit ihm zu plaudern.

Eine Schildkröte auf dem Steinboden mitten auf dem Wanderweg
Türkische Schildkröten auf dem Wanderweg.

 

Nach dem Zwischenstopp ist der Abstieg nach Olympos angesagt. Die antike Stätte ist End- und Höhepunkt der heutigen Etappe auf dem historischen Lykischen Weg. Beim Abstieg begegnen wir unserer ersten Schildkröte und sind hell begeistert. Langsam schleift sich das schwerfällige Tier den Wanderweg entlang.

Nach einem langen Abstieg durch einen dichten Wald erreichen wir die Eingangstore von Olympos. Die antike Stadt ist äusserst sehenswert und teilweise gut erhalten, die Lage atemberaubend zwischen einem breiten Strand und einem Fluss. Die Stadt ist heute nicht mehr bewohnt und grenzt praktisch an die Ortschaft Cirali, die etwa 500 Meter Strandaufwärts liegt. Hier suchen wir uns eine nette Bar aus und legen erst mal die Beine hoch. Natürlich darf der Apéro auch hier nicht fehlen, bevor wir im idyllischen Plaj Hotel die Halbpension geniessen und den Abend am Lagerfeuer im Hotelgarten ausklingen lassen.

Die Wanderung dauert ca. 6 h und ist ca. 18km lang.  Es geht 810 Höhenmeter bergauf und 820 Höhenmeter bergab. 

Das idyllische Hotel Plaj mit Halbpension heisst uns heute Nacht willkommen. 

  • Wildtiere: Schildkröten, Krebse... 
  • Olympos: antike Stadt in Bach und Meeresnähe 

Auf und ab nach Beycik

Dienstag, 12.04.2022
Blick auf Sandstrand mit grünes Landschaft und Bergen im Hintergrund
Blick nach Cirali.

 

Cirali ist ein bemerkenswerter Ort. Direkt am Meer gelegen, ist hier doch einiges los! Auch hier sucht man vergebens nach grossen Hotelanlagen. Klein, aber fein könnte das Motto dieses idyllischen Fleckchens heissen. Kleine Pensionen und Restaurants verstecken sich hinter dichten Bäumen und Büschen.

Die Stadt hüllt sich regelrecht in ein botanisches Gewand. Orangenbäume, Zitronenbäume, Blumen, soweit das Auge reicht. Begrenzt wird der Ort von einem breiten Kieselstrand, der Meeresschildkröten als Brutstätte dient und in der Legezeit im Frühling komplett für den Tourismus gesperrt wird. Wir schreiben uns Cirali dick in den Reiseführer. Hier könnten wir locker eine oder zwei Wochen Sommerferien verbringen.

Aussicht hinunter aufs Meer mit grossem Bergspitz im Hintergrund
Aussicht mit Tahtali Dagi Berg im Hintergrund.

 

Begeistert von diesem Örtchen, führen wir unsere Wanderung fort. Heute steht eine weitere Küstenwanderung auf dem Programm, bevor es hoch in die Berge in die Ortschaft Beycik geht. Und diese Küstenwanderung hält, was sie verspricht. Hoch und runter schlängelt sich der Pfad. Mal ganz am Meer, dann wieder hoch oben auf den Klippen. Es ist ein stetes Auf und Ab.

Der Weg ist so interessant zu wandern, dass man gar nicht merkt, wie viele Höhenmeter man zurücklegt. Es sind einige. Dann plötzlich taucht er im Hintergrund auf. Der höchste Berg der Region mit dem klingenden Namen Tahtali Dagi. Er wird uns noch viele weitere Wanderstunden begleiten.

Frau am Strand winkt in Kamera neben Meer, welches hellblau erscheint
Türkische einsame Strände laden zum Pause machen ein.
Blick auf einen Steinstrand und türkis farbenem Meer
Türkische Traumstrände.

 

Der heutige Tag begrüsst uns wolkenlos. Und die Sonne zeigt hierzulande auch im April schon gehörig, was sie kann. Doch jedes Mal, wenn wir einen der vielen einsamen Strände erreichen, weht ein strammes Lüftchen. Es reicht an diesem Tag temperaturtechnisch leider nicht für ein Bad.

Am letzten einsamen Strand trennen wir uns vom Lykischen Weg. Hier würden wir am liebsten unser eigenes Ferien-Camp aufbauen. Nach einer kurzen Mittagspause müssen wir auf direktem Weg einen steilen Hang hochlaufen, der uns zum Etappenort Beycik bringen soll. In der GPS-App sind noch 700 Höhenmeter offen, die Sonne brennt und wir steigen auf einem ungenutzten Landwirtschaftsweg den erbarmungslosen Hügel hinauf. Zugegeben: nicht der schönste Abschnitt dieser Wanderwoche. Aber es kann ja nicht immer wie im Bilderbuch zu und her gehen. Wenigstens hätte unser Ferien-Camp bereits eine Zufahrtsstrasse, denken wir.

Zwei Häuser am Hang vor einer Berg und Meer Kulisse
Unterkunft mit Ausblick in Beycik.

 

Oben angekommen wartet bereits ein Taxi auf uns. Wie lange schon, wissen wir nicht. Auf jeden Fall steigen wir ein und sind in 5 Minuten im Hotel in Beycik, das nochmals einige Höhenmeter weiter oben am Hang thront. Wir sind froh, dass wir diesen Anstieg nicht auch noch erklimmen mussten.

Die Unterkunft in Beycik ist einfach und wird von einem älteren Herrn betrieben. Er begrüsst uns mit einem Glässchen selbstgebrannten Limoncello, oder wie dieses Getränk in der Türkei auch heissen mag. Wir fühlen uns wohl und essen am Abend einmal mehr fantastisch. Die türkische Küche überzeugt uns während der ganzen Reise.

Die Wanderung dauert ca. 4 h und ist ca. 15 km lang. Es geht 830 Höhenmeter bergauf und 440 Höhenmeter bergab. 

 

Die Nacht verbringen wir im Nara Resort in Beycik. 

  • Blick auf den Tahtali Dagi 
  • Einsame Strände entlang der Küstenwanderung

Königsetappe Tahtali Dagi

Mittwoch, 13.04.2022

 

Halbzeit unserer Wanderwoche. Die Königsetappe steht auf dem Programm. Wir kommen heute dem imposanten, schneebedeckten Tahtali Dagi so nahe wie nie. Wir müssen nämlich bis auf seine Schulter auf ca. 2000 M. ü. M. steigen. Eine unglaubliche Vorstellung, wenn man bedenkt, dass wir uns gestern noch an den schönen Stränden erfreut haben. Allerdings starten wir schon etwas erhöht in Beycik, das sich über die Jahre zu einer Art Sommerresidenz wohlhabender Türken gemausert hat.

Grosszügige Villen schmücken den Ort, weshalb sich Gutbetuchte gerade hier niederlassen, leuchtet ein. Der Ort, auf ca. 1200 M. ü. M. gelegen, bietet im Sommer etwas Abkühlung zur Grossstadt Antalya, wo das Thermometer gerne über 40 Grad steigen kann. Der Blick hinunter auf das Mittelmeer ist einmalig. Hier lässt es sich definitiv leben. Es erinnert uns entfernt an einen typischen Walliser Chalet-Ort voller Zweitwohnungen. Nur ohne Chalets.

Blick zwischen Bäumen und Felsen hindurch auf das Meer und Berginseln
Traumhafte Kulisse beim Aufstieg.
Frau sitzt auf zwei Holzstämmen im Wald umgeben von Wanderausrüstung
Pause mit Aussicht auf das Mittelmeer.
Holzterasse mit Tischen und Bänken, die in die Bäume hineingebaut wurde
Terrasse der Baumhütte.

 

Unser Hotel stammt noch aus einer vergangenen Zeit, als es im Örtchen noch weniger mondän zu und her ging. Wir schlafen gut und sind fit für die kommenden Wanderstunden. Heute gehts erst mal aufwärts. Der Weg ist vorgegeben. Die Schulter des Tahtali Dagi ist hoch oben in Sicht. Stetig steigen wir in der gewohnten Pinienlandschaft Meter für Meter hinauf.

Da treffen wir nach etwa einer Stunde plötzlich auf eine Art Aussteigercamp. Hier hat sich tatsächlich jemand niedergelassen. Und wie! Wie eine Baumhütte präsentiert sich die kleine Alp. Eine grosszügige Terrasse wurde in die Bäume hineingebaut. Ein freundlicher Älpler begrüsst uns in sehr gutem Englisch. Wir nutzen die Chance und trinken einen frischgepressten Orangensaft. Es scheint, dass hier in der Hauptsaison mit vielen Wanderern gerechnet wird. In einem Brunnen schwimmen frische Fische. Er bietet auch Mittagessen an, erklärt uns der Älpler.  

 

Nach der wohltuenden Pause gehts weiter den Berg hinauf. Die Sonne brennt, doch der Weg verläuft im Schutz des Waldes. Immer wieder tun sich Lücken auf. Der Ausblicke hinunter nach Beycik und auf die Weiten des Mittelmeers sind eindrücklich. Plötzlich wird der Weg etwas anspruchsvoller und steiler. Grosse Felsblöcke müssen überschritten werden. Im Blick immer wieder der Gipfel des Tahtali Dagi.

Nun mischen sich auch alte Kiefern in die Vegetation. Majestätisch prägen sie die Landschaft. Grundsätzlich sind die Wälder in dieser Gegend ein wahrer Genuss. Völlig sich selbst überlassen. Wild. Ursprünglich.

Nach einer guten Stunde erreichen wir den Pass. Und siehe da: Auf der Nordseite liegt tatsächlich noch über einen halben Meter Schnee. Wir kämpfen uns durch die Schneefelder. Dank den GPS-Daten finden wir den Weg problemlos. Von den Wegmarkierungen ist hier aber nicht mehr viel zu sehen.

Frau steht vor Wald und Berge, die leicht vom Schnee bedeckt sind.
Die Schneegrenze ist bald erreicht.

 

Der Passübergang ist ein weites Hochplateau. Immer wieder fallen uns die herrlichen Kiefern auf, die viele Jahre auf dem Buckel haben müssen. Etwa eine Stunde lang sind wir noch mit Schnee konfrontiert. Mit jedem Meter, den wir absteigen, wird die Schneedecke dünner. Der Abstieg führt an weiteren Alphütten vorbei in den Talort Yayla Kuzdere. Das Meer haben wir nun nicht mehr im Blick. Dafür die schneebedeckten Gipfel des Taurus-Gebirges. Eine ebenso lohnende Aussicht.

In Yayla Kuzdere angekommen, werden wir von einer topmodernen Moschee empfangen. Eindrücklich, welchen Aufwand der türkische Staat betreibt, die Religion im Land zu verankern. In jedem noch so kleinen Ort, wo wir auf dieser Reise bisher vorbeikamen, gibt es eine grosszügige, neugebaute Moschee. Ein Zeugnis der erdoganschen Politik.

Waldlandschaft im Vordergrund mit weisser Moschee zwischen den Bäumen und Bergen im Hintergrund
Grosszügige Moschee in Mitten der Natur.
Ein Tisch gedeckt mit türkischen Spezialitäten verteilt auf viele Teller
Türkisches Abendessen im Gül Mountain Resort.

 

Vor der Moschee werden wir vom Hotelier des Gül Mountain Resorts empfangen. Ein freundlicher Mann, der gar ein paar Brocken Deutsch spricht. Er fährt uns die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft und zaubert uns ein herrliches Abendessen auf den Tisch. Besser als hier oben haben wir nirgends gegessen!

Die Wanderung dauert ca. 5 h und ist ca. 14 km lang. Es geht 920 Höhenmeter bergauf und 990 Höhenmeter bergab. 

Heute übernachten wir im Gül Mountain Resort.  Nach unserer Wanderung lassen wir uns von einem herrlichen Abendessen verzaubern. 

  • Baumhütte mit Terasse für eine kurze Pause
  • Ausblick auf das Mittelmeer 
  • Schneedecke auf dem Tahtali Dagi 
  • Abendessen im Gül Mountain Resort 

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Mittelschwer
Türkei

Wanderferien Lykischer Weg

8 Tage | Individuelle Einzeltour
(1)

Rundtour über Gölcük

Donnerstag, 14.04.2022
Ausblick von einem Wald auf eine mit Schnee bedeckte Bergkette
Aussicht entlang der heutigen Wanderung.

 

Der Name Gül Mountain Resort hört sich insgesamt imposanter an, als die Unterkunft aussieht. In den 70er- und 80er-Jahren muss dieses «Resort» seine Blütezeit erlebt haben. Seither ist leider nicht mehr viel investiert worden. Die Zimmer sind aber sauber und zweckmässig. Wir schlafen gut und werden auch am Morgen mit einem herrlichen Frühstück verwöhnt. Beklagen können wir uns auf keinen Fall.

Der Hotelier bringt uns zum Startpunkt unserer nächsten Wanderung. Diese Tour ist nicht Teil des Lykischen Wegs, sondern dient dazu, die herrliche Umgebung zu erkunden. Eine rund 3-stündige Tour ist geplant. Ein etwas besserer Ruhetag, wenn man ihn mit den Etappen der vorherigen Tage vergleicht.

Steingräber im Vordergrund mit Bäumen und Wald umgeben, im Hintergrund eine Schotterstrasse
Die Gräber des antiken Dorfes Kitanaura.
Drei Häuser vor einer Berglandschaft und grünen Flächen im Vordergrund
Kleines Dorf mit Panoramablick.
Ein Haus mit einem Strommasten in Mitten der Natur
Ein weiteres kleines Dorf entlang des Weges.

 

Abgesetzt werden wir in der antiken Stadt Kitanaura. Oder besser gesagt: Was davon noch übrig ist. Trotzdem ist es imposant, die uralten Gräber zu bestaunen. Menschen leben hier aber schon lange nicht mehr.

Der Pfad führt nun nach Gölcük. Viele kleine Dörfer werden durchschritten. Heute sind wir stärker auf die GPS-Daten angewiesen. Der Weg ist zwar markiert, allerdings wird dieser Abschnitt nicht oft begangen, weshalb wir froh sind, uns mit dem Handy bzw. dem GPS orientieren zu können. Der Weg ist spannend, aber nicht fordernd. Eigentlich ein perfekter Ruhetag. Es bleibt genügend Zeit, die Umgebung zu erkunden. Schon im ersten Dorf werden wir neugierig von einem streunenden Hund empfangen. Er wird den ganzen Tag nicht mehr von unserer Seite weichen und begleitet uns die ganze Strecke bis zum Gül Mountain Resort. Beim Hotel angekommen, verlässt er uns und läuft wohl den ganzen Weg wieder zurück.

 

Kleiner Fun-Fact:
Im Verlaufe der Saison hat uns ein Kundenfeedback erreicht, das ebenfalls von einem «Begleithund» auf dieser Etappe berichtet. Auf Nachfrage wurde mir ein Foto des Hundes gesendet. Tatsächlich war es der derselbe Hund, der auch uns die ganze Strecke begleitet hat.

Die Wanderung dauert ca. 4 h und ist ca. 10 km lang. Es geht 450 Höhenmeter bergauf und 450 Höhenmeter bergab. 

Heute Nacht befinden wir uns erneut im Gül Mountain Resort. 

  • Gräber der antiken Stadt Kitanaura
  • Ein Ruhetag abseits der Route 
  • Eine Überraschung mit vier Beinen 

Göynük-Canyon

Freitag, 15.04.2022

 

Wir verlassen das Gül Mountain Resort und stellen uns auf einen langen Abstieg ein. Heute werden wir zum Ende der Reise wieder unten am Meeresufer ankommen. Die Etappenbeschreibung hört sich vielversprechend an. Wir werden durch den imposanten Göynük-Canyon absteigen.

Vom Hotel führt der Wanderweg zuerst lieblich bergab. Wir sind nun wieder auf dem historischen Lykischen Weg unterwegs. Bald öffnet sich die Landschaft, und die Ausmasse des Canyons werden deutlich. Am Wegesrand treffen wir auf eine schöne Camping-Lodge.

Wer hier einen gewissen Druck auf der Blase verspürt, sollte sich das «Panoramik-WC» nicht entgehen lassen. Ab hier wird es langsam sportlich. Bald steigen wir in die Tiefen der imposanten Schlucht ab. Auf dem Weg begegnen wir unseren Schildkröten 5 und 6. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele dieser hübschen Tiere sich auf dem Lykischen Weg zusammenfinden.

 

Unten im Canyon wird die Wanderung das erste Mal auch technisch etwas anspruchsvoller. Über schmale Holzbrücken wird der Wildbach gequert. Am Ende der Passage treffen wir auf eine Leiter. Hier sollte man besser keine Höhenangst haben.

Der Weg ist auch an diesem traumhaften Frühlingstag wieder abwechslungsreich und spannend. Der Canyon erinnert uns stark an die Verzasca-Schlucht im Tessin. Riesige Felsbrocken, geschliffen vom permanent rauschenden Wildbach, bilden eine tolle Naturkulisse. Und plötzlich stehen wir vor einem Kiosk. Mitten im Wald. Mitten im Nirgendwo.

Mitten im Wald gibt es einen grünen Stand der an einen Kiosk erinnert. Ein Mann daneben in einem Stuhl
Türkischer Waldkiosk.

 

Ein junger Einheimischer verkauft hier Snacks, kühle Cola und türkischen Tee. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und kaufen ihm etwas ab. Damit hätten wir nicht gerechnet. Die Pause kommt wie gerufen. Der Kiosk steht nämlich ganz am Beginn eines längeren Aufstiegs. Auch heute werden wir nicht von Höhenmetern verschont. Obschon unser Ziel das Mittelmeer ist, können wir nicht direkt durch den Canyon absteigen, sondern überqueren zuerst noch eine Anhöhe. Der Canyon wird hier so schmal, dass er zu Fuss nicht passierbar ist.

Bänke in der Mitte des Kiesplatzes mit Bäumen und Strohhütten links und rechts davon
Idyllischer Campingplatz mit Feuerstelle.

 

Der Anstieg hat es nochmals in sich, doch nach knapp 50 anstrengenden Minuten ist auch dieses Hindernis überwunden. Beim nachfolgenden Abstieg kommen wir immer wieder an idyllischen Camping-Plätzchen und Feuerstellen vorbei. Dies zeugt davon, dass der Lykische Weg in der Fernwander-Community angekommen ist. Wir treffen auch immer wieder auf Wanderer mit schweren Backpacks samt Zelt. Eine Praktik, mit der wir uns auf diesem Wanderweg auch anfreunden könnten. Jeden Tag haben wir schöne Plätzchen zur Übernachtung entdeckt.

Links und rechts im Bild gibt es Burgtürme aus Stein. Diese sind verbunden mit Torbögen und Säulen
Burg in der Altstadt Antalyas.
Eine Frau sitzt am Tisch in einem Restaurant, links von ihr ein Hund. Im Hintergrund sind Pflanzen zu sehen.
Mittagessen in Antalyas Restaurants mit Begleitung.
Ein kleiner Steinturm auf der rechten Seite des Bildes mit Blick über die Bucht und ein Schiff
Aussicht auf die Bucht.
Es ist ein kleiner Hafen mit weissen Booten zu sehen auf dem Meer. Im Vordergrund gibt es Grünfläche.
Blick über den Hafen.

 

Unten am eigentlichen Canyon erwartet uns ein wahres Tohuwabohu. Der Canyon ist ein beliebtes Ausflugsziel für Tagestouristen aus Kemer und Antalya. Er gleicht einem Freizeitpark. Hunderte Besucher mit Flipflops und Poloshirts kommen uns plötzlich entgegen. Ein turbulenter Abschluss einer Wanderwoche in der Abgeschiedenheit. Denn hier, auf dem Parkplatz des Canyons, endet diese Reise. Cihagir steht schon bereit und fährt uns in die pittoreske Altstadt Antalyas, wo wir unsere letzten Ferientage geniessen. 

Die Wanderung dauert ca. 6 h und ist ca. 17 km lang. Es geht 510 Höhenmeter bergauf und 1300 Höhenmeter bergab. 

Unsere letzte Nacht in der Türkei verbringen wir im Kosa Butik Otel in Antalya. 

  • Abstieg durch den Göynük Canyon 
  • Naturkulisse mit Wildbach 
  • Erfrischung im türkischen Waldkiosk
  • Altstadt Antalyas 

Fazit

Ein Holzstamm umrundet von Bäumen in Mitten eines Waldes unter blauem Himmel.
Türkischer Wald, der an die Schweiz erinnert.

 

Wie man diesem Bericht entnehmen kann, hat mich die Wanderreise in der Türkei doch tatsächlich ein bisschen an die Schweiz erinnert. Hier gibt es zwar Moscheen statt Kirchen, Ziegen statt Kühe und Jogurt statt Käse, doch die Parallelen zu den hiesigen Berggebieten sind erstaunlich.

Mich hat überrascht, wie ähnlich die Berglandschaften bewirtschaftet werden. Wie die Wanderwege signalisiert und gepflegt sind und wie die Türken in den Bergen eine ähnliche Ausstrahlung haben wie die Älpler hierzulande. Man lebt mit der Natur. Man ist ausgerüstet. Man ist entspannt.

Mitten im Meer befindet sich ein Fels unter blauem Himmel.
Grandiose Ausblicke übers Meer.

 

Und doch wandert man in einer landschaftlich differenten Gegend. Es sind nicht die Alpen. Es ist der Taurus. Flora und Fauna unterscheiden sich erheblich. Statt Murmeltiere laufen einem Schildkröten vor die Füsse. Statt auf erhabene Gletscherlandschaften in der Ferne blickt man hier aufs Meer. Ein Fakt, der die Wanderung zu einem absoluten Highlight in meinem doch schon gut bestückten Palmares an Fernwanderwegen macht. Solch schöne Anblicke wie beispielsweise die Sonne in den Bergen von Gül Mountain, die langsam weit unten im endlosen Mittelmeer verschwindet, brennen sich wohl für immer in unserem Gedächtnis ein.

 

Die Wanderung ist keinesfalls zu unterschätzen. Die Etappen sind lang, und teilweise sind die Wege nicht so gut präpariert, wie wir es von den Alpen gewohnt sind. Doch für alle, die gerne ein paar Stunden am Stück wandern, können wir diese Reise nur empfehlen.

Und so sind wir am Ende sehr begeistert von dieser Tour. Von der türkischen Küche. Von den unglaublich freundlichen Menschen und von der Natur, die hier noch so unberührt und wild daherkommt. Wir würden am liebsten den ganzen Lykischen Weg erwandern!

Über den Autor

Eurotrek AG
Reto Zingg
0041 44 316 10 05
Eurotrek AG

Sprachen: Deutsch, Englisch


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