Boote in den Kanälen gesäumt mit Bäumen.

Dämme, Polder und Sturm


Um es gleich vorwegzunehmen: Gott hat die Welt erschaffen – aber die Holländer haben ihr Land selber gemacht. So brachte meine Geografie-Lehrerin uns verdutzten Schülern Holland und seine Erschaffung näher. Dass sie recht hatte, wurde uns nach wenigen Tagen im Velosattel klar.

Himmel, Meer und Land verschmelzen ineinander, und bei stürmischem Wetter überkam uns gelegentlich ein mulmiges Gefühl, ob die Deiche wohl jeder Flut standhalten können. Vom Radweg aus auf höhergelegene Segelmasten zu blicken, mutet schon seltsam an. Die Felder und Wiesen hinter den Deichen sind Nutzland, das die Holländer buchstäblich dem Meer abgerungen haben. Mutige Vorfahren bauten Windmühlen, die als Wasserpumpen dienten, um Wasser hinter dem Deich abzupumpen und so das Land trocken zu legen. Ein Unterfangen, das auch Rückschläge erlitt. Eine Sturmflut hat 1953 zahlreiche Deiche brechen lassen, eine Flutkatastrophe mit vielen Opfern war die Folge. Heutzutage leisten sogenannte Delta-Werke einen viel effizienteren Dienst als Windmühlen. Sie sind eine Art Barrieren, die von einer Brücke ins Meer herabgelassen werden können.

Sicht auf die Windmühlen von Kinderdijk am Wasser.
Karte Amsterdam - Bruegge. Route in rot eingezeichnet.


Historische Städte und beeindruckende Landschaften verspricht diese abwechslungsreiche Veloreise durch Belgien und die Niederlande. Von Brügge aus, der Perle Flanderns, radeln Sie durch einige der schönsten Städte und Orte von Flandern und den Niederlanden, hier erleben Sie den Charme vergangener Zeiten: Damme, Vlissingen, Willemstad, Dordrecht, Gouda und Amsterdam.

  • Kennenlernen der Polder und das Fahren auf Deichen, welche die Polder schützen.
  • Die mittelalterlichen Kleinstädte wie Middelburg, Zierikzee und Willemstad
  • Kinderdijk mit seinen 19 Windmühlen
  • Die lockere und aufgeschlossene Art der Holländer
  • Das quirlige Amsterdam

Die beste Reisezeit für den Norden Hollands bilden die Monate von April bis Oktober, wobei man für das Baden im Meer wohl eher in den Monaten Juni bis August das Land bereisen sollte.

Tag 1: Anreise nach Brügge

Blick auf eine Windmühle in der Nähe von Brügge.
Die erste aber wohl nicht die letzte Windmühle auf unserer Reise.


Von Zürich aus erreichen wir mit dem Zug via Frankfurt und Brüssel die hübsche Stadt Brügge. Wir kommen erst spät abends in Brügge an. Das Velotel steht ganz im Zeichen des Rads. Sogar der Tisch im Zimmer ist auf Veloreifen montiert, wenn auch auf platten. Wir übernehmen unsere Fahrräder für die nächsten Tage und haben noch eine Menge zu tun.

Die Reiseunterlagen von Dutch Bike Tours sind sehr detailliert, und wir müssen uns ins System der Knotenpunkte einlesen. Diese haben Nummern und werden jeweils an der entsprechenden Stelle auf der Strecke mit einer Tafel angezeigt Per Velo fahren wir dann gleich ins Zentrum, um wenigstens etwas von Brügge by night zu erleben. Erster kulinarischer Eindruck: smakelijk. Was, leicht zu erraten, lecker heisst.

Tag 2: Brügge – Middelburg

Die erste Fähre und belebte Radwege
Blick auf den Kanal im Städtchen Sluis.
Nach all dem Wind brauchen wir einen Kaffee!


Vor uns liegen die ersten 60 km unserer Velotour, und wir wissen noch nicht, wie leicht oder schwer wir den Weg finden werden und ob wir die Knotenpunkte richtig verstanden haben. Noch in Brügge kommen die ersten Zweifel. Nach einigem Zögern folgen wir einer Gruppe von Velofahrern. Alles dem Kanal entlang. Schon auf den ersten Kilometern machen wir Bekanntschaft mit jemandem, der dieselbe Strecke fährt wie wir, nur in umgekehrter Richtung. Genau – dem Gegenwind! Nach dieser Begegnung ist uns auch klar, weshalb trotz der topfebenen Landschaft mehr Elektrovelos als solche ohne Antrieb unterwegs sind. Aber nun ist es zu spät. Wir beissen uns durch. Im pittoresken Städtchen Sluis gibt’s den ersten Kaffeehalt, und meine Knie machen mir klar, dass ich die Kräfte gut einteilen muss.

Blick auf die Küste bei Brügge mit Dünen.
Den Surfern gefiehl der Wind besser als uns.


Bald erreichen wir die Küste. Dünen und Deiche, soweit das Auge reicht. Viele Kite-Surfer sind zu sehen. Diese lieben den Wind mehr als wir. Die Radwege führen auf gut präparierten «Pisten» über die Dünen. Entsprechend sind auch sehr viele Familien, Jogger und Radfahrer wie wir an diesem Sonntag unterwegs. Wir nehmen gleich auf der ersten Etappe eine Fähre, welche uns von Breskens nach Vlissingen und somit über die Landesgrenze bringt. Nun sind wir in Holland. Das klappt reibungslos, und wir müssen zum Glück nicht lange warten. Fähren sind hier etwa so üblich wie bei uns Busse. Wir binden die Fahrräder auf dem Schiff mit Stricken fest und geniessen die kurze Überfahrt.

Sicht auf das Rathaus in Middelburg am Abend.
Middelburg kann sich auch am Abend sehen lassen!


Unser Ziel ist Middelburg, eine kleine Perle, die einen ins Mittelalter zurückversetzt. Entlang der vielen Kanäle sind die Strassen mit Blumen hübsch geschmückt. Im Städtchen sind wir zu Fuss unterwegs. Wir bummeln durch teilweise sehr schmale Gassen und geniessen die Ruhe, die fast überall herrscht.

Tag 3: Middelburg – Zierikzee

Liegt an unserer Strecke der Zürichsee?
Sicht auf den Hafen von Veere.
Eine Überfahrt zum geniessen..


Auf den ersten Kilometern empfinden wir den Gegenwind als weniger stark als gestern. Oder haben wir uns bereits an ihn gewöhnt? Auch heute steht gleich am Anfang eine Überfahrt mit der Fähre auf dem Programm. Im Routenbuch finden wir den Fahrplan und andere wichtigen Informationen. Ein älteres Schiff bringt uns vom Städtchen Veere nach Kamperland. Vor der Küste liegen zahlreiche kleine Inseln, über die unsere Route zum Teil führt. Das macht sie abwechslungsreich. Es gibt auch immer wieder Bademöglichkeiten. Im hübschen Fischrestaurant am Fährhafen ist es Zeit für die Mittagspause und ein erstes lokales Bier. Es schmeckt super. Reiner Zufall natürlich, dass wir uns nach dieser Pause zum ersten Mal verfahren. Wir fragen andere Touristen nach dem Weg und nach dem Fährhafen, um die Insel Noord Beveland Richtung Zierikzee wieder zu verlassen. Den Abzweiger zum Radweg können uns die Radfahrer zeigen, von einem Fährhafen wollen sie allerdings gar nichts wissen.

Blick auf den Kanal in Kamperland mit Schiffen.
Wir verlassen Kamperland weiter in Richtung Zierikzee.


Wir fahren riesigen Kartoffel- und Zwiebeläckern entlang. Das Land ist absolut eben und ideal für Landwirtschaft im grossen Stil. Später bemerken wir, dass der Eindruck des weniger starken Windes Fehlanzeige war. Er bläst kräftiger denn je. Es gibt auch nichts, das ihn aufhalten könnte bei dieser flachen Topografie. Die vielen riesigen Windräder in dieser Region machen auf jeden Fall Sinn. Nach einer kleinen Pause halten wir Ausschau nach dem Hafen für die Überfahrt nach Zierikzee. Kein Hafen weit und breit, dafür eine sehr lange, stark befahrene Brücke. Ein genauerer Blick in die Karte löst denn auch das Rätsel. Es gibt hier keine Fähre! Es bleibt nur diese 8. 3 km lange Brücke für den Weg nach Zierikzee. Zwar hat sie auf der Seite einen Radstreifen, der für Sicherheit sorgt. Ein Genuss ist diese Fahrt allerdings nicht. Es ist lärmig, und der Wind macht die kleine Steigung sehr anstrengend.

Sicht auf die Brücke in Zierikzee.
Am Ende der Brücke heisst uns Zierikzee willkommen.


Etwas entkräftet erreichen wir Zierikzee, dessen Name an Zürichsee erinnert. Die Bezeichnung geht wohl auf einen friesischen Machthaber namens Zierik zurück. Auch diese mittelalterliche Stadt mit ihren teils enorm schiefen Häusern ist eine kleine Oase der Ruhe und wiederum überall mit Blumen geschmückt. Bauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert und eine Kettenbrücke beim Stadttor, die sich hochziehen lässt, vervollkommnen den Eindruck, in einer längst vergangenen Zeit angekommen zu sein. Unser Hotel Mondragon ist geschmackvoll renoviert worden und ein elegantes Hotel an bester Lage. Im Ort steht eine wunderschöne Windmühle namens Den Haas. Sie steht auf dem alten Bollwerk und wurde 1727 erbaut. Ein Besuch, besonders bei Abendsonne, lohnt sich auch mit müden Beinen unbedingt. An einigen Tagen, meist freitags kann die Steinmühle sogar in Betrieb bewundert werden.

Tag 4: Zierikzee – Willemstad

Über Deiche wie in Theodor Storms «Der Schimmelreiter»
Sicht auf eine Treppe die auf einen Deich führt.
Auf einem der Deiche...


Wir hätten es gut noch etwas ausgehalten in diesem wunderschönen Städtchen. Aber das nächste sehenswerte Ziel steht auf dem Programm. Und so satteln wir unsere Drahtesel und treffen für die Weiterfahrt auch schon wieder auf unseren treuen Begleiter, den Gegenwind. Heute befahren wir zum ersten Mal einen Deich. Es ist eine gut gepfadete Graspiste. In meinen Gedanken spielt sich die Novelle «Der Schimmelreiter» von Theodor Storm ab. Diese Geschichte eines Deichgrafen, der mit seinem Schimmel über die Deiche galoppierte, passt hervorragend in diese Landschaft. In dieser Geschichte brach er ein, der Deich...Das ist lange her – und heute haben wir auch keine Sturmflut, zum Glück.

Sicht von einem Deich mit viel Grün und Wasser im Hintergrund.
Viel Grün im trüben Wetter.


Auf dieser Etappe treffen wir besonders viele Windräder an. Sie passen gut in die weite Landschaft und stören (uns) nicht. Nach einem etwas kräfteraubenden Abschnitt bei Wind beinahe in Orkan-Stärke, entlang von Kartoffel- und Zwiebelfeldern führt uns der Radweg praktisch direkt ins Restaurant in Oude Tonge. Es gibt kein Vorbeikommen, und das wäre auch wirklich schade. Mitten auf dem Dorfplatz speisen und rasten wir gediegen zusammen mit anderen Radfahrern. Es ist das einzige Restaurant, auf das wir heute treffen. Der abwechslungsreiche Weg führt uns weiter über Dämme und Brücken. Das Meer ist hier nicht tief, das ist deutlich sichtbar.

Willemstad und seine Häuschen.
Im Städtchen angekommen, gönnen wir uns eine Pause.


Oft zieren Alleen auf beiden Strassenseiten den Weg und spenden angenehmen (Wind)-Schatten. Kurz vor unserem Ziel Willemstad beobachten wir ein Schiff, das sich gerade in der Schleuse befindet. Nun noch eine kleine Rast, und dann fahren wir ein in das schmucke Willemstad. Unser Hotel ist heute das Mauritz – sehr gediegen und mit tollem Gartenrestaurant. Die Etappe war recht anstrengend, daher gönnen wir uns ein Bier im windigen Hafenrestaurant. Willemstad hat besonders nachts sehr viel Charme. Die Holländer haben in ihren Häusern nämlich selten Vorhänge, und so erhascht man spannende Einblicke in das eine oder andere Wohnzimmer.

Blick auf Willemstad mit Häuschen und Restaurants.
So lässt es sich Ferien machen!


Rarität: Die imposante Windmühle in der Stadt ist bewohnt. Sie wurde 1734 im Auftrag des Prinzen von Oranien erbaut und zusammen mit dem Anbau von 1920 (ehemaliger Getreidespeicher) zu einem luxuriösen Wohnhaus restauriert. Alle ursprünglichen Details blieben erhalten. Ich wäre gerne Gast gewesen.

Tag 5: Willemstad – Papendrecht

Zu viel Wind für die Fähre
Der Fahrradweg ist gesäumt von einem Feld mit Blumen.
So lässt's sich radeln.


Restaurants sind hier eher dünn gesät, wie wir gelernt haben, also kaufen wir zur Sicherheit heute etwas Proviant ein. Der Tag wird uns eine Überraschung bringen. Genau genommen sogar zwei.

Meistens machen wir an einem lohnenswerten Ort einen Kaffeehalt. Diesmal in Zevenbergen. Nach der Stärkung heisst das Ziel Fähre von Lage Zwaluwe. Der Fahrplan ist im Routenbuch abgedruckt, samt Weblink um zu überprüfen, ob die Fähre wirklich fährt. Bei diesem strahlenden Wetter zweifeln wir allerdings nicht daran. Schon eher an unserer Orientierung, denn wir merken bald, dass wir falsch gefahren sind. Unmöglich, dass der Radweg auf solche Hauptstrassen führt. Etwas genervt legen wir erst mal eine Mittagspause ein. Das Kartenstudium ist gut genährt, viel zielführender. Nach dem Essen haben wir den Fährhafen von Lage Zwaluwe wieder im Visier. Alle Zweifel sind verflogen

Blick auf den Hafen von Dordrecht.
Dordrecht mit all seinem Charme.


An der Fährstation angekommen, entdecken wir die kleine Fähre, die im Routenbuch abgebildet ist. Super, wir sind richtig gefahren! Wann geht die Nächste? Eine Dame der Fährgesellschaft erklärt uns und einigen anderen erstaunten Radfahrern, dass das kleine Boot bei so viel Wind wie heute unmöglich fahren könne. Wir müssen uns schon dermassen an diesen ständigen Begleiter gewöhnt haben, dass es uns schlicht unmöglich schien, dass ein Schiff nicht dagegen ankommt. Also drehen wir halt um, zurück in Richtung Moersdijk Brug (Brücke), die zum Glück auch bei Wind geöffnet ist. Die Extrakilometer von heute spüre ich am Nachmittag in den Knien und bin froh, als wir das malerische Dordrecht erreichen. Hier herrscht ein munteres Treiben. Kein Wunder, denn der Charme des Ortes mit den vielen Jachten und den netten Hafenkneipen ist auf den ersten Blick unwiderstehlich. Wir übernachten heute aber in Papendrecht und fahren deshalb nach kurzer Rast weiter.

Doppelzimmer im Hotel Leonardo.
Unser Hotelzimmer im Leonardo.


Wir achten sehr genau auf die Knotenpunkte und die Nummern der Radwege und zweifeln prompt ein zweites Mal an uns, als der Radweg plötzlich an einem Kanal endet! Dies ist die zweite Überraschung am heutigen Tag. Beim erneuten Blick in die Karte entdecken wir das Symbol eines winzigen Schiffes und begreifen, dass wir zusammen mit vielen Pendlern mit dem Fahrrad die Fähre Richtung Papendrecht nehmen sollen. So geht das. Dieser Punkt war leider im Programm nicht beschrieben, wird von unserem Partner aber noch übernommen für die zukünftigen Reiseunterlagen.

Die Überfahrt dauert nur ca. fünf Minuten und ist die einzige Möglichkeit, den Kanal ohne grossen Umweg zu überqueren. Der Weg vom Fährhafen bis zum Hotel Leonardo ist kurz. Das Business Hotel liegt zwar nicht besonders schön, bietet aber allen Komfort, den man sich nach einem anstrengenden Radtag wünscht. Der Ort Papendrecht hat keine Altstadt und scheint uns nicht sehr sehenswert. Wem nach Ausgang zu Mute ist, der kann mit dem Bus nach Dordrecht gelangen und das Rad in der Garage lassen.

Tag 6: Papendrecht – Gouda

19 wunderschöne Windmühlen und feiner Gouda-Käse
Sicht auf ein Landhaus mit Reetdach in Papendrecht.
Die Reetdächer sind omnipräsent in diesem Örtchen.

 

Heute stehen zwei Highlights im Programm: Kinderdijk und die Käsestadt Gouda. Wir sind erstaunt, wie schnell wir nach dem Verlassen von Papendrecht in wunderschöner, idyllischer Landschaft unterwegs sind. Das strahlende Wetter trägt dazu bei, dass wir uns geradezu verlieben in diese herrliche Landidylle. Wunderschöne Häuser mit Reetdächern liegen direkt an kleinen Kanälen. Enten tauchen auf und ab, tummeln sich teilweise in den Gärten und stören hier niemanden. Die Holländer scheinen ein gutes Händchen zu haben für Naturgärten. Nichts wirkt hier künstlich. Ein Schilfgürtel als Rasenabschluss – wer hat das schon? Vor einigen Häusern liegt ein Boot am Steg. Wahrscheinlich kann man hier auf dem Seeweg einkaufen gehen. Uns würde das sehr gefallen.

Sicht auf die Windmühlen von Kinderdijk am Wasser.
Die 19 Windmühlen bei Kinderdijk.


Die zahlreicher werdenden Windmühlen künden den berühmten Kinderdijk an. Wie viele holländische Städte und Landesteile liegt auch dieses Gebiet unterhalb des Meeresspiegels. Solche Landschaften nennt man Polder. Früher dienten die 19 Windmühlen dazu, das Wasser aus dem Polder in den höher gelegenen Fluss Lek zu pumpen, der die landwirtschaftlichen Flächen mit Wasser versorgte. Zwei der gut erhaltenen Windmühlen können besucht werden. Dies lassen wir aus wegen der langen Wartezeit beim Anstehen. Auch von aussen sind die Mühlen äusserst sehenswert. Einige Räder drehen sich mit dem Wind, andere werden elektrisch angetrieben. Alle sind aber noch funktionstüchtig. Auch wurden zum Glück keine neuen Gebäude an die Ufer gebaut, sodass die Idylle ungetrübt ist.

Verschiedene Sorten von Käse in Gouda.
Käse soweit das Auge reicht.


Heute gibt es nur sehr wenige Einkehrmöglichkeiten, also machen wir ein Picknick. Auf den riesigen Ebenen, welche wir durchfahren, treffen wir auf Kühe, Gänse und viele Wasservögel. Die kleinen von Hand gebauten Kanäle in den Feldern dienen den Tieren als Tränke und kommen in regelmässigen Abständen vor. Ein holpriger Weg führt uns schliesslich nach Gouda. Die quirlige Stadt bietet gute Einkaufsmöglichkeiten und lädt zum Bummeln ein. Für uns ein Muss: Der Käseladen mit allen Varianten des berühmten Gouda Käses. Schon der Anblick des hübschen Geschäfts macht Appetit, und es dürfen alle Sorten probiert werden. Es gibt auch ein Käsemuseum in der Stadt, dieses hat aber schon geschlossen, als wir ankommen.

Fahrradweg mit Wasser und Felder auf der rechten Seite.
Die wunderschöne Landschaft bleibt uns in guter Erinnerung!


Die heutige Etappe war sehr schön und bleibt uns in bester Erinnerung. Auch der Wind scheint etwas weniger stark zu blasen, je weiter wir uns von der Küste entfernen. Das Best Western Hotel Gouda liegt sehr zentral. Es hat riesige Zimmer mit Safe und Kühlschrank und befindet sich in Gehdistanz zu zahlreichen Einkehrmöglichkeiten.

Tag 7: Gouda – Amsterdam

Vom grünen Herz von Holland in die quirlige Metropole
Gebäude Waage von Gouda, in der sich die öffentliche Waage befand.
De Goudse Waag von 1668.


Die letzte Etappe steht an. Diese werden wir noch in vollen Zügen geniessen. Die ganze Tagesetappe beträgt rund 60 Kilometer. Es gibt die Möglichkeit, nach gut fünfzig Kilometern samt Fahrrädern auf den Zug zu verladen. Da das Einfahren in Grossstädte per Velo so eine Sache ist, entscheiden wir uns für die Zugfahrt.

Blick auf ein Kanal in Amsterdam mit Blumen auf der Brücke.
Die Stadt begrüsst und mit bestem Wetter.


Doch vorher befahren wir das sogenannte «grüne Herz von Holland», ein wunderschönes Naturschutzgebiet direkt vor den Toren Amsterdams. Ein letztes Mal beobachten wir Wasservögel im Schilf und liebäugeln mit den bezaubernden Landhäusern direkt an den Kanälen. Auswanderungspläne beginnen zu reifen...doch fertig geträumt, das heile Landleben macht allmählich einem hektischen Vorstadttreiben Platz. Die Geräuschkulisse hat sich ebenfalls drastisch verändert.

Wir erreichen den Bahnhof von Nieuw Vennep und warten auf den Zug nach Amsterdam. Der Fahrpreis für zwei Personen und zwei Fahrräder beträgt 32.- Euro. Je nach gebuchtem Hotel, muss in einem anderen Bahnhof als Amsterdam Centraal ausgestiegen werden. Für das Hotel Westcord Art ist es die Station Sloterdijk. Das Westcord Art Hotel liegt am Stadtrand, hat aber ein eigenes Freibad und eine Bushaltestelle direkt nebenan. An der Reception gibt es praktische 24 Stunden-ÖV-Tickets zu kaufen. Die Karten sind auch für Tram und Metro gültig. Nach der Rückgabe der Fahrräder im Hotel stürzen wir uns endlich ins Stadtleben.

Sicht auf ein violettes, mit Blume geschmücktes Velo auf einer Kanalbrücke.
Überall sieht man bunte Fahrräder.


Der erste Eindruck des quirligen, multikulturellen Amsterdams überfordert uns etwas, und wir wünschen uns in die mittelalterlichen Kleinstädte zurück. Über 180 verschiedene Nationalitäten leben hier. Der Einfluss der Menschen aus aller Welt ist deutlich zu spüren. So findet man zum Beispiel eine riesige Fülle an Restaurants aus aller Herren Länder, welche für jeden Geschmack etwas zu bieten haben. Wohl jedem Besucher stechen die unzähligen Fahrräder ins Auge, die teils irgendwo abgestellt und oft an Brücken angekettet sind. Ihr Zustand macht deutlich, dass sich ihre Besitzer schon lange von ihnen verabschiedet haben.

Sicht auf einen Kanal mit Bäumen und Hausbooten.
Amsterdam und seinen unzähligen Hausboote.


Um unser Wissen etwas zu erweitern und die Eindrücke zu bündeln, buchen wir eine Grachtenfahrt. Diese Schiffe haben ein grosses Glasdach und befahren auch kleine, enge Kanäle. Die Kommentare aus dem Kopfhörer sind interessant und verraten manche Kuriositäten und Geschichten aus längst vergangener Zeit. Viele der Grachten, also Kanäle, wurden als Verteidigungsgräben künstlich angelegt. Man nennt dieses Kanalsystem Grachtengürtel. Es gilt als Beispiel grosser Baukunst des 17. Jahrhunderts, welches als goldenes Zeitalter für Amsterdam gilt. Die Stadt war zu jener Zeit sehr wohlhabend.

Häuserfront in Amsterdam mit Kanal und Hausbooten.
Mit einem letzten Blick auf die Kanäle, verlassen wir Amsterdam.


Wir besuchen danach die Show «This is Holland», welche ich sehr empfehlen kann. In einem simulierten 5D-Flug mit vielen Spezialeffekten «fliegt» man über die Grachtengürtel, das Wattenmeer, Tulpenfelder und Delta Werke. Ein toller Rückblick auf Orte, die wir zum Teil besucht haben. Und so lassen wir den Abend im nächtlichen Amsterdam bei einem guten Bier ausklingen und treten später mit dem Nachtzug nach Zürich zufrieden die Heimreise an.

Schlusswort

Hölzerner Fahrradweg nach Kinderdijk.


Wir haben eine erlebnisreiche Reise in einem sehr interessanten Land gehabt. Die Holländer lernten wir als nette, unkomplizierte Gastgeber kennen, welche alles recht gelassen angehen, manche Dinge vielleicht gar etwas zu gelassen. Für die Radfahrer ist mit dem dichten Netz an Radwegen und längeren Radrouten bestens gesorgt. Auch in den Städten gibt es überall Radstreifen und Parkplätze für Velos.


Besonders positiv ist uns aufgefallen, wie rücksichtsvoll die Automobilisten mit den Radfahrern umgehen. Kein Drängeln, kein zu knapper Abstand – wirklich vorbildlich. Es ist gut spürbar, dass das Velo überall einen hohen Stellenwert geniesst. Es ist DAS Transportmittel für fast jeden Zweck. Sprachlich sind die Niederländer sehr versiert, Englisch ist nirgends ein Problem, oft wurde uns gar in Deutsch geantwortet. Und das Essen: Fast ausnahmslos smakelijk, lekker.

Boote in den Kanälen gesäumt mit Bäumen.

Über die Autorin

Marlise Haller
Marlise Haller
0041 43 422 60 13
Eurotrek AG

Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch
Abwesend: Donnerstag, Freitag


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