Sobald Sie die vielen Kehren des Ofenpasses überwunden hat, breiten sich die grünen Wiesen des Münstertals vor Ihnen aus. Unmittelbar neben dem Schweizer Nationalpark ist im südöstlichsten Zipfel der Schweiz eine Biosphäre entstanden, die als Pufferzone zum italienischen Nationalpark Stelvio fungiert.
Natürlich und nachhaltig wird das ganze Tal bewirtschaftet. 80 % der Landwirtschaftsbetriebe produzieren nach Bio-Kriterien und der Rombach ist einer der letzten Flüsse der Schweiz, welcher nie begradigt wurde. So sprudelt dieses Gewässer frisch und frei von einem malerischen Dorf zum nächsten.
Regen fällt im Münstertal nur selten und die milden Temperaturen ermöglichen schon früh im Jahr erste Velo- und Wandertouren.
Und wer hätte gedacht, dass sich in diesem Naturparadies ein UNESCO-Weltkulturerbe verbirgt? Die Grundfesten des Benediktinerinnen-Kloster St. Johann wurden der Legende nach im 8. Jahrhundert von Karl dem Grossen gegründet und haben seither 12 Jahrhunderte überdauert.
Durch seine lange Geschichte vermittelt das Kloster einen Abriss der unterschiedlichen Baustile in den vergangenen Jahrhunderten.
Teil des UNESCO-Weltkulturerbes wurde das Kloster im Jahr 1983 aufgrund der Wandmalereien in der Klosterkirche. Diese sind weltweit das einzige derart grosse Fresko aus dem frühen Mittelalter, welches so gut erhalten ist.
In sechs Ländern Europas wurden in über hundert Ausgrabungsstätten Pfahlbauten gefunden, die auf prähistorische Siedlungen hinweisen. Für Historiker und Archäologen sind diese Funde wahre Goldgruben, da sie einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen. Wie wurden zur damaligen Zeit Häuser konstruiert? Handelt es sich um eine reiche Siedlung? Welche Materialien wurden verwendet? All diese Fragen können Wissenschaftler mit Hilfe dieser Ausgrabungen beantworten.
Aufgrund dieser teils bahnbrechenden Erkenntnisse zählen die Fundstellen der Pfahlbauten zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In der Schweiz findet man Pfahlbauten vor allem im Mittelland und im Drei-Seen-Land. Hier können diese Stätten erlebt und besichtigt werden. Bei der Wanderreise entlang des Trans Swiss Trails von Porrentruy nach Neuenburg ist ein Eintritt ins Archäologiemuseum Laténium im Reisepreis inbegriffen und bei der Mittellandroute sowie bei der Velotour am Jura Südfuss passiert man einige öffentlich zugängliche Ausgrabungsstätten.
Das kulturelle Herz der Ostschweiz schlägt in St. Gallen. Die Nähe zum Bodensee und die Lage im Vierländereck zwischen Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz haben St. Gallen schon früh zu einem wichtigen Knotenpunkt für Händler und Reisende gemacht. Davon profitierte das lokale Gewerbe, welches sich schon früh in der Textilindustrie einen Namen machte.
Die Stickereien aus St. Gallen waren in der Belle Époque derart begehrt, dass sie vor dem Ersten Weltkrieg das wichtigste Exportgut der Schweiz darstellten. Noch heute kann man diese Geschichte im St. Galler Textilmuseum erleben.
In der Altstadt von St. Gallen spürt man auch heutzutage den Wohlstand aus dieser Zeit. Kunstvoll verzierte Erker sowie zahlreiche Beizen und Cafés machen den Besuch der Ostschweizer Metropole zu einem abwechslungsreichen Erlebnis.
Die wichtigsten Bauten stellen aber die barocke Kathedrale sowie die Stiftsbibliothek dar. Hier wurde im Jahr 612 auch der Grundstein der Stadt gelegt, als der irische Mönch Gallus eine Einsiedelei errichtete. Aus dieser kleinen Siedlung entstand ein prachtvolles Kloster, welches seit 1983 Teil des UNESCO Weltkulturerbes ist.
Beeindruckend ist vor allem die Bibliothek, in der ein Teil der gesammelten 170'000 Bücher ausgestellt ist. Neben dem ältesten bekannten deutschsprachigen Buch findet man hier auch zahlreiche handgeschriebene Bücher, die teils über 1'000 Jahre alt sind.
St. Gallen besuchen Sie am besten bei einer Wanderung entlang der Via Jacobi. Bei der Wanderung vom Bodensee nach Einsiedeln ist in der Hauptstadt der Ostschweiz ein Zwischenstopp und ein Besuch der Stiftsbibliothek eingeplant.