Doch am Ausgangspunkt der 5-, 7- oder 9-tägigen Wandertour blickt man in eine jüngere Vergangenheit zurück: 1950 wurden im Vinschgau der Ort Graun in den Fluten des Reschenstausees versenkt. Nur gerade der Kirchturm ragt noch aus dem Wasser, ein beliebtes wie eindrückliches Fotosujet.
Höhe haltend über dem Tal führt die Wandertour auf historischen Waalwegen nach Burgeis. Die ältesten Waalwege stammen aus dem 13. Jahrhundert. Sie dienten der Wartung der «Waale», so heissen im Vinschgau die Bewässerungskanäle, wie es sie ähnlich auch in anderen Bergregionen gibt.
Auf dem Sonnensteig zwischen Burgeis und Spondinig, einem neu erstellten Themenwanderweg, begegnet man seltsamen Holzskulpturen. Diese Figuren aus der Vinschgauer Sagenwelt entführen den Wanderer in ein ursprüngliches Vinschgau zum Spondinger Rössl, zu Waldfrauen und einem Hexenmanndl. Da und dort steckt bestimmt etwas Wahres in diesen uralten Geschichten. Sie sind eindrücklich und begleiten den Wanderer noch eine Weile, vielleicht bis er in den Obstgarten des Vinschgaus oder in Kastelbell in die interessante Ausstellung zur Via Claudia eintaucht.
Übrigens bezeugen weder überlieferte Wegbeschreibungen noch andere antike Quellen die Existenz dieser kaiserlichen Staatsstrasse über die Alpen. Einzig zwei Ehrensäulen erzählen von der legendären Strasse, die vom Fluss Po bis zur Donau führte. Eine der Säulen wurde in Meran gefunden. Von den Ausstellungsräumen zurück in der Natur wandert man auf einem archäologischen Wanderweg in Richtung Schloss Juval, das stolz über dem Tal thront. Reinhold Messners Schloss, auf einem prähistorischen Platz erbaut, ist heute ein viel besuchtes Museum.
Weiter geht es entlang verschiedener Waalwege südwärts, zu Füssen das Vinschgau, über den Köpfen die stolzen Bergspitzen des Südtirols. Bald öffnet sich das weite Meraner Becken mit seinem mediterranen Klima. Südliche Pflanzen gedeihen hier wie etwa Palmen. Doch genau so bekannt ist Meran, die Kurstadt, für seine Kurbäder. Schon die alten Römer liebten diese Bäder. Ein Besuch einer Therme entspannt die vom Wandern müden Beine.
Und wer in einem Apfelaroma- oder Weinbad die Augen schliesst, kann die Wanderroute durch Obst- und Weinplantagen besonders eingehend Revue passieren lassen.
Kastanien und Kastelle sind die Themen in der Gegend um Nals, das mit einer eindrücklichen Rosenpracht begeistert, dann wieder führt die Südtiroler Weinstrasse durch malerische Weinorte wie Missian und St. Pauls. Von Missian schweift der Blick weit über das Etschtal hinweg bis zum prägnanten Schlern.
Die letzte Etappe dieser Wandertour führt durch ausgedehnte Weinbauflächen und endet am malerischen Kalterer See. Hier bieten sich noch einmal viele Möglichkeiten, an der Seepromenade oder in einem Gasthaus im sympathischen Städtchen regionale Spezialitäten aus der Südtiroler Küche und ein Gläschen ausgezeichneten Südtiroler Weiss- oder Rotwein zu geniessen.
Die Wanderungen können bis zu 6.5 Stunden pro Tag dauern, es empfiehlt sich eine gute Grundkondition. Beliebt sind die «Hotels mit Charme», die auf dieser Wandertour gerne gebucht werden.