Wanderferien Madeira

Unterwegs auf der Insel des ewigen Frühlings

Eine Wanderwoche auf Madeira, der Insel des ewigen Frühlings, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Zwischen Sonne und Wolken präsentiert sich die Insel im Atlantischen Ozean in bezaubernder Blütenpracht. Die Wanderungen entlang der malerischen Bewässerungskanäle inmitten von Ginster und Hortensien sind romantisch, ganz oben im kargen Bergmassiv atemberaubend und spektakulär. Wir nehmen Sie mit auf die Königsetappe zu den höchsten Gipfeln der Insel.

Umwerfender Panoramablick auf Porto da Cruz

Von nichts kommt nichts. Wer ein üppiges Blumenparadies geniessen will, muss auf Madeira Nebelschwaden und Nieselregen in Kauf nehmen. Die Insel des ewigen Frühlings kann sich dem Wanderfan durchaus unwirtlich präsentieren. Eine Diva eben, nicht auf Geheiss zur sonnigen Pracht bereit. Zwei Tagesetappen sind wir im dichten feuchten Wald im Nebel gewandert. Bezaubernd war’s trotzdem: Höhe haltend führen die romantischen Pfade entlang der Levadas durch dichte Wälder. Das typische Bewässerungssystem legt sich als dichtes Netz von Wasserkanälen, die ehedem und heute noch zur Bewässerung dienten und dienen, auf die Bergflanken der Insel. Die Wege, vor rund 300 Jahren von maurischen Sklaven zur Wartung der Kanäle angelegt, sind gesäumt von üppig Franen, blühenden Blumen und Büschen. Das Wasser sprudelt munter vor sich hin und verleiht den Levada-Wanderungen auch an Nebeltagen einen ganz besonderen Charme.

Faszinierende Küstenblicke auf Madeira

Doch am Tag der Königsetappe, die uns zu den höchsten Gipfeln der Insel führt, haben wir Glück. Stahlblauer Himmel, und auf dem Meer glitzert die Sonne. Madeira wirkt wie frisch gewaschen und funkelt in den prächtigsten Farben. Wie gerne drehen wir dem Ozean den Rücken zu und lassen uns vom Shuttlebus die steilen, grünen Berghänge hinauf in eine andere Klimazone bringen. Aufwärts geht’s durch kleine Dörfer, die wie Schwalbennester am Steilhang kleben, auf Bergsträsschen, die gesäumt sind von Papageienblumen, Hortensien, Bauernlilien und dem prächtigen, blau blühenden Stolz Madeiras, den es nur auf dieser Insel gibt. Wir erleben eine Blütenpracht, wie sie bei uns in dieser Dichte nur in botanischen Gärten oder Parks zu finden ist;  hier wächst sie wild und üppig am Strassenrand wie bei uns Unkraut. Doch damit nicht genug. Imposante Ginsterbüsche und ausladende Oleander leuchten in hellem Gelb und zartem Rosa, und über die Berghänge erstreckt sich Wald – Wald so weit man schaut, bekannt ist der Lorbeerwald Laurisilva, der und 20% der Inselfläche bedeckt. Der Wald ist es auch, der der portugiesischen Insel im Atlantischen Ozean ihren klangvollen Namen gab: Das portugiesische Wort «Madeira» bedeutet Holz.

Höhenwanderung in der Gruppe auf Madeira

Der Shuttlebus schraubt sich weiter die Berghänge hinauf. Irgendwann liegt die Waldgrenze hinter uns, und wir haben freien Blick auf die karge, schroffe Gipfellandschaft. Am Pico do Arieiro auf rund 1800m ü M. setzt der Shuttlebus unsere Wandertruppe und ihren Guide ab. Wir schnüren die Schuhe, crèmen Gesicht und Arme mit Sonnenschutz ein und ziehen los, Aug’ in Auge mit den höchsten Gipfeln der Insel wie dem Pico des Torres und dem Pico Ruivo (1861m), dem höchsten Berg der Insel und dem Ziel unserer Königsetappe. Kaum vorstellbar, dass wir auf Wanderwegen dorthin gelangen, in nur drei Stunden. Tatsächlich war das Unterfangen vor fünfzig Jahren noch eine bergsteigerische Leistung. Doch durch den Bau von Grat- und Treppenwegen wurde das Gipfelmassiv für Wanderer erschlossen, fordert aber noch heute ein gewisses Mass an Kondition und Schwindelfreiheit.

Im Gänsemarsch nehmen wir einen schmalen, gut unterhaltenen Bergpfad unter die Füsse, der bisweilen mit Steinen gepflastert oder mit steinernen Treppenstufen gangbar gemacht wurde. Hölzerne Handläufe oder gespannte Stahlseile schützen, wo es abschüssig ist. Imposant ragen die schroffen Gipfel um uns herum in den Himmel. Zarte Blumen spriessen hier und da aus Felsspalten und verleihen dem Schroffen etwas Malerisches, dem Schwarzen etwas Buntes. Wir klettern über steile Treppen an Bergflanken in die Tiefe und auf der nächsten Flanke wieder hinauf. Bisweilen ist der Wanderweg seitlich in den Fels geschlagen und zum Tal hin gesichert. Dann führt der schmale Pfad unvermittelt in einen Berg hinein, in einen niedrigen, feuchten Tunnel, schwarz wie die Nacht. Wohl dem, der eine Taschenlampe bei sich hat oder ein mit Leuchtfunktion ausgestattetes Handy. Der schützt sich davor, sich im Dunkeln an einer niedrigen Stelle unschön den Kopf anzustossen oder mit den Füssen in eine Pfütze zu treten. Am Ausgang des Tunnels gleissendes Licht, der Blick geht nach oben zum Gipfel und nach unten in die zerklüfteten Täler, die man sich kaum begehbar vorstellen kann. Umso abenteuerlicher klingen die Geschichten von Inselbewohnern, die sich zum Schutz vor Piratenüberfällen in diese hintersten Bergtäler zurückgezogen haben oder von Ordensschwestern, die in dieser Einsamkeit nach einem Angriff auf ihr Konvent an der Küste Zuflucht suchten. Und von Ziegenherden, für die man hier oben, wo wenig Grünes spriesst, diese Trampelpfade in den Fels gehauen haben soll. Vielleicht, um die Herden von Nord nach Süd oder West nach Ost auf eine frische Weide zu bringen. All diese Geschichten aus grauer Vorzeit hören sich reichlich abenteuerlich an und werden vom Dunst der aufsteigenden Feuchtigkeit, die sich im Laufe des Vormittags mit zunehmender Hitze über dem Meer am Saum der Insel bildet, in einen Mantel von Mystik gehüllt.

Blumenpracht entlang der Levada Wanderwege
Wanderer auf der Vulkaninsel Maderia

Die Wolken, am Anfang unserer Wanderung weit unten, direkt über dem Meer, steigen rasch an den Bergflanken in die Höhe, als wollten sie den Gipfel noch vor Mittag erreichen. Doch auch wir sind zügig unterwegs. Wir haben einen weiteren kurzen Tunnel durchwandert und steigen auf der Sonnenseite des Berges durch einen skurrilen Wald aus blattlosen Baumgerippen zum Plateau unterhalb des Pico Ruivo auf. Mit den schneeweissen Cumuluswolken vor dem blauen Himmel sind die Baumskelette ein fantastisches Fotosujet. Knipsen und Wandern gehen Hand in Hand. Die Wolkenschicht steigt, keine Zeit für eine Pause in der Berghütte auf dem Plateau. Wir nehmen zügig die letzte halbe Stunde zum Gipfel unter die Füsse. Ein traumhaft schöner Wanderweg über Felsplatten, Stufen und auf gut befestigten Pfaden, aber wer achtet schon auf den Weg bei diesem Panorama: Ein Meer von schroffen Gipfeln um uns herum, eine aufgewühlte steinerne See. Und weit aussen, am Saum der Insel, glitzert das Meer. Vor Jahrmillionen ist die Insel aus dem Feuer geboren und dem Ozean entwachsen. Unglaublich schön. Und als wir nach drei Stunden Wanderzeit schliesslich auf dem roten, sandigen Pico Ruivo stehen, dem höchsten Punkt der Insel, erahnen wir etwas vom damaligen Kampf der Elemente: Rot wie Feuer leuchtet der sandige Boden unter unseren Füssen, über uns der blaue Himmel, unter uns der bis fast zum Gipfel aufgestiegene Dunst, ein endloses weisses Wolkenmeer. Es ist, als würde die Feuerinsel gerade jetzt aus dem Ozean geboren.

Terrassenfelder entlang der Höhenwege auf Madeira

Wieder haben wir Glück. Der Nebel verschluckt uns auf dem Abstieg nicht vollends. Die Wolken ziehen in Schwaden an uns vorbei, ab und zu gönnen sie uns ein Sonnenfenster, das uns immer neue, unerwartete, atemberaubende Aussichten offenbart. Mal erhaschen wir einen Blick auf Bergspitzen, dann in schroffe Täler und schliesslich bis hinunter zum glitzernden Meer. Der Abstieg ist kurz, das Ziel bald erreicht. Im Nebel hören wir Motorengeräusche von ankommenden und startenden Shuttlebussen, noch bevor wir sie auf dem Parkplatz sehen können. Doch ehe wir an Bord unseres Gefährts gehen, erwartet uns eine willkommene Überraschung. Unser Fahrer und Guide hat auf einem überdachten Rastplatz ein traumhaftes Picknick für uns müden, hungrigen und durstigen Wanderer vorbereitet: Aufgeschnittene, herrlich zubereitete Mangos, Papayas, Avocados, Bananen, Tomaten und Passionsfrüchte – die bunten Farben der tropischen Früchte buhlen mit den intensiven Aromen um unsere Gunst. Den Nebel haben wir vergessen, wir wähnen uns im Paradies und tun uns an den herrlichen Früchten, dem süssen Feigenbrot, an inseltypischem Schinken und Käse gütlich. Zu gerne lassen wir uns von den Köstlichkeiten verführen: Wir sind hungrig, und unsere Batterien wollen für den nächsten Wandertag geladen sein. Denn uns geht es in Sachen Nachschub genau wie der Insel des ewigen Frühlings: Von nichts kommt nichts.

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