
Madeira - auch Blumeninsel genannt
Vom malerischen Ort Camacha, das durch seine Korbflechtkunst bekannt ist und wo das typische, im Holzofen gebackene Fladenbrot Bolo de Caco verführerisch duftet, führt die erste Radtour auf einer Höhenstrasse nach Porto da Cruz an der Nordküste. Porto da Cruz ist ein malerischer Fischerort, an dessen schwarzem Strand aus Vulkansand man mit Sicht auf den fast 600 m hohen Adlerfelsen herrlich entspannen kann. Steile, lange Anstiege, wie sie auf der Insel auf Grund der Topografie üblich sind, werden mit dem Bus überbrückt. So auch die Strecke nach Santana, dem Ausgangspunkt der nächsten Etappe. Bevor es los geht mit der Radtour, lohnt es sich, die traditionellen Bauernhäuschen zu besichtigen: In der weissen Fassade leuchten rote oder grün Fenster und Türen, das Strohdach, steil wie die Küstenhänge Madeiras, reicht bis zum Boden. In den Gärten blühen üppige Hortensien.
Weiter geht es an der Nordküste bis Sao Vicente mit seinen eindrücklichen Grotten, die man zu Fuss besuchen kann. Vorbei an weidenden Kühen und Schafen führt die Radtour auf der Hochebene Paul da Serra. Karg ist die Landschaft hier, die Bäume stehen windschief und voller Bartflechten, die an neblige Tage erinnern. Bei Sonnenschein geniesst man den Blick auf den glitzernden Atlantik. Eine lange Abfahrt führt die Velofahrer ans nordwestliche Ende der Insel, nach Porto Moniz. Dem Küstenort vorgelagert, direkt am Meer, liegt eine Anzahl natürlicher Pools. Die runden und ovalen natürlichen Schwimmbecken liegen malerisch zwischen schwarzen, kantigen Lavagesteinsbrocken und werden gelegentlich von der weissen Gischt des Meeres besprüht.
Weiter geht es entlang der Küste, immer gegen den Uhrzeigersinn, dem Süden entgegen. Da gibt es in Calheta einen neuen Yachthafen zu sehen, für den eigens Sand aus Marokko importiert wurde. Etwas mehr im Landesinnern dann der spektakuläre Aussichtspunkt Cabo Girao mit der gläsernen Plattform, so hoch wie der Adlerfelsen in Porto da Cruz am Anfang der Reise, unter den Füssen die Küstensteilwand und das tosende Meer. Eine lange Abfahrt führt schliesslich in die Hauptstadt Funchal. Die Küstenstadt mit den hohen Bergen im Hintergrund war einst von Fenchelanbau und Piraten geprägt.
Herrschaftliche Quintas und monumentale Festungen aus dem 15. Jahrhundert erinnern an die Zeit, als die Portugiesen die Insel besiedelten. Sehenswert und mit dem Velo auf einer Anhöhe erreichbar ist das Quartier Monte mit den prächtigen Villen und dem tropischen Garten Jardim Tropical Monte Palace. Hier in Monte, hoch über Funchal, hat einst Kaiser Karl I. mit seiner Frau Zita und den fünf Kindern im Exil gelebt. 1922 an Lungenzündung oder Melancholie gestorben, liegen seine Gebeine unspektakulär in der Kirche in Monte aufgebahrt. Sein Herz, wie erstaunlich, liegt in der Schweiz begraben: im Kloster Muri im Aargau, in der Familiengruft der Habsburger.
Ein wenig Schweizfeeling erlebt, wer möchte, auch auf Madeira: Von Monte kann man abenteuerlich im Korbschlitten auf den gewundenen Strassen zu Tal fahren, fast wie auf einer Schweizer Skipiste.