Die Reise startet in Berlin. Nach einer Besichtigung der pulsierenden Hauptstadt Deutschlands zieht es die Velofahrenden nordwärts. Geradelt wird meist auf gepflasterten oder asphaltierten Wirtschaftswegen, seltener auf Nebenstrassen. Das Gelände ist überwiegend flach bis leicht wellig und für Einsteiger gut geeignet. Für ein paar Stunden pro Tag geniesst man vom Velosattel aus die Schönheit dieser Region. Die erste Etappe führt durch das Barnimer Land nach Bernau, wo es wunderschöne historische Fachwerkhäuser und das Bauhausdenkmal Bundesschule Bernau zu bestaunen gibt.
Die Route folgt dem Finowkanal und erreicht den Werbellinsee, dessen Ufer der Deutsche Schriftsteller Theodor Fontane in seinen «Wanderung durch die Mark Brandenburg» als «Märchenplatz» bezeichnete. Der Werbellinsee liegt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, dessen Buchenwald im Grumsiner Forst zum Unesco Welterbe gehört. Mitten im Waldgebiet Schorfheide liegt der Grimnitzsee, ein Grundmoränensee, der in der letzten Eiszeit entstand und über eine ausgezeichnete Wasserqualität verfügt. Doch damit längst nicht genug des Wassers, in dieser Gegend gibt es eine Vielzahl kleiner Seen.
Es folgen der Glambeck See, der Wolletzsee, der Peetzigsee und schliesslich der Oberuckersee, in dem man sich unbedingt ein Bad gönnen sollte. Interessant ist der Oberuckersee aber auch wegen des vor rund 1000 Jahren entstandenen Burgwalls auf der Burgwallinsel. Letztere war einst ein slawisch-feudales Burg- und Siedlungszentrum. Doch die Insel fiel einem Brand zum Opfer, der Wall, bestehend aus Holz und Lehm, verbrannte und verschlackte. Noch heute jedoch finden sich Steine mit Lufteinschlüssen, die man wegen ihrer besonderen Eigenschaft Schwimmsteine nennt.
Die sanft hügelige Uckermark mit ihrer faszinierenden Weite wird bisweilen auch Toskana des Nordens genannt. Immer wieder trifft man auf hübsche kleine Dörfer, die einen in die ferne Vergangenheit entführen. So in Pasewalk, wo viele historische Gebäude zu besichtigen sind wie etwa das Mühlentor, das zur mittelalterlichen Stadtbefestigung gehörte. Warum die Stadt den Beinamen «Ring des Wolfes» trägt, ist spannend: Die mittelalterliche Schreibweise Pozdewolk setzt sich aus den Silben «Poz», slawisch für Ringwall, und «wolc» für Wolf zusammen, was einen Bezug zum dänischen Fürsten Jarl Wolf bezeugt und vom ehemaligen Ringwall um die «Stadt des Wolfes» erzählt. Auf die Slawen trifft man auch einige Kilometer weiter wieder: In Torgelow in der Uckermünde Heide liegt das Freilichtmuseum Ukranenland, das auf den slawischen Ursprung der Besiedlung hinweist.
Und schliesslich ist es soweit: In Ueckermünde ist die Ostsee erreicht. Die über 700 Jahre alte Hafen- und Festungsstadt mit dem prächtigen Residenzschloss lohnt einen Besuch, doch die Velotour führt weiter, hindurch zwischen Stettiner Naturpark und Stettiner Haff nach Anklam, wo es trotz der Nähe der Ostsee weniger um Helden des Wasser als vielmehr der Luft geht: Hier befindet sich das Otto-Lilienthal-Museum, das an den bekannten Luftfahrtpionier erinnert. Nach acht Tagen und ca. 310 Kilometern im Velosattel ist das Ziel erreicht: die weltbekannte Insel Usedom. Hier lässt es sich in den ehrwürdigen Seebädern und am unvergleichlichen längsten Sandstrand Europas wunderbar entspannen.
-usedom-stettin-hafen-(c)-augustus-tours.jpg "Strand auf Usedom")
