Veloferien in Apulien

Mit dem Velo durch den Absatz des italienischen Stiefels

Apulien im Absatz des italienischen Stiefels gehört zu den schönsten Regionen Italiens. Eine Velotour im Salento ist nicht nur eine Reise zwischen zwei Meeren, zwischen malerischen Trulli-Dörfern und stolzen Städten im «Lecce Barock» oder ein Pendeln zwischen dem ländlichen Innern der Halbinsel und ihren faszinierend schönen Küsten. Es ist auch eine Reise zwischen versunkenen Kulturen, die dort ihre Spuren hinterlassen haben. Und schiesslich ist es eine faszinierende Reise zum Hier und Jetzt. Apulien ist auch heute eine Entdeckungsreise wert. Zum Beispiel mit dem Velo.

Blick auf Küste und Meer

Kaum ein Kind, das ihn auf der Landkarte nicht kennt: den Absatz des italienischen Stiefels. Salento heisst diese Halbinsel zwischen Ionischem und Adriatischem Meer, die wir auf unserer einwöchigen Velotour erkunden wollen, es ist der südöstlichste Zipfel Italiens, die letzte Bastion vor der gegenüberliegenden Küste. Kein Wunder, finden sich hier Spuren einer bewegten Vergangenheit: Griechen, Römer, Normannen, Habsburger und Burbonen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Und immer wieder hatte die Halbinsel sich gegen die Angriffe der Sarazenen zur Wehr zu setzen. Unzählige Wachtürme aus jener Zeit sind noch heute entlang der Küste auszumachen und prägen das Landschaftsbild. Und wie sie den Schiffen von weit her zeigten, wo festes Land beginnt, zeigen sie uns auf unserer Velotour immer wieder, wo in der Ferne die Küste liegt und das Meer beginnt. So gerne wir im Sattel unserer gemieteten Velos sitzen und pedalen, so sehr lieben wir es, nach einer Tagesetappe für eine Abkühlung ins erfrischende Meer zu springen.

Die erste Etappe beginnt

Ausgerüstet mit genauem Kartenmaterial und Routenbeschrieb vom Reiseveranstalter starten wir zu unserer Apulien-Biketour. Ausgangspunkt ist Alberobello. Der Ort liegt etwa dort, wo der «Schuhmacher Italiens» den Absatz am Stiefel «befestigt» hat. Alberobello ist ein Touristenmagnet, und auch wir können uns der Faszination der berühmten Trulli nicht entziehen. Die runden oder rechteckigen, oft weiss gestrichenen kleinen Häuser mit dem typischen Kegeldach sind nach dem Vorbild von Hirtenhütten gebaut, gehen aber auf das 17. Jahrhundert zurück. Damals ordnete ein findiger Graf diese Bauweise an, weil, wenn so einfach gebaut wurde, keine Steuern zu zahlen waren. Welch ein Gegensatz zur Stadt Locorotondo, mit ihrer kreisrunden Altstadt. Ihre Häuser ragen mehrstöckig in den Himmel und verleihen den engen Gassen einen ganz besonderen Charme.

Vierzig Velokilometer stehen am ersten Tag auf dem Programm. Es ist warm, wir müssen uns erst an die südlichen Temparaturen beim Pedalen gewöhnen. Doch wir vergessen die Anstrengung, als wir vor uns die «weisse Stadt» Ostuni erblicken und in der Ferne das glitzernde Meer. Der Adria kehren wir am nächsten Tag den Rücken, um quer durch den Absatz bis zur Ionischen Küste nach Avetrana zu fahren. Olivenhaine, Wein- und Obstbau begleiten uns. Und da und dort begegnen wir der Via Appia Antica, der alten römischen Strasse, die einst von Brundisium nach Rom nach Brundisium führte; das heutige Brindisi war damals der bedeutendste Umschlagplatz für Waren und Sklaven aus dem Orient.

Häuser in Alberobello

Dem Meer entgegen

Blumen am Meer

Die Etappe von Avetrana nach Gallipoli führt entlang der ionischen Küste südwärts. Wir geniessen die frische Meerbrise im Gesicht und steigen bei Streckenhälfte vom Rad, um uns auf einem idyllisch gelegenen Felsvorsprung am Meer in die Sonne zu legen und marktfrische Kirschen und knusprige Crostini zu verzehren. Kann es unser Etappenziel von heute mit der Schönheit unseres Picknickplatzes aufnehmen? Gallipoli liegt auf einer kleinen Insel und ist mit dem Festland durch eine Brücke verbunden. Kalos-Polis, so haben die griechischen Kolonisten bei der Gründung den Ort genannt: schöne Stadt. Sie verzaubert Jahrhunderte nach ihrer Gründung noch immer die Menschen, auch uns.

Radfahrer auf Küstenstraße

Früh brechen wir am nächsten Tag auf, um der Küste südwärts zu folgen bis nach Santa Maria di Leuca, der Stadt zwischen zwei Meeren. Sie liegt an der Südspitze des Absatzes des italienischen Stiefels, wo sich Ionisches Meer und Adria treffen. Wir werden andächtig beim Gedanken, dass der legendäre Äneas, Gründervater des römischen Volkes, an dieser Küste gelandet sein und der heilige Petrus mit der Missionierung Italiens hier begonnen haben soll. Und zwar in Santa Maria di Finibus Terrae, der Wallfahrtskirche «Heilige Maria am Ende der Welt», wo einst ein Minerva-Tempel gestanden haben soll. Santa Maria di Leuca ist wahrlich ein bedeutungsvoller Ort. Aber auch einer mit hübschen Stränden, malerischen Buchten und versteckten Felshöhlen, in die man schnorcheln kann. Am Strand Maldive lassen wir die Seele baumeln, geniessen das tiefblaue Meer und unsere Gelati.

Sonnenuntergang am Meer

Die Königsetappe ist zwar mit 55 Kilometern und 350 Höhenmetern nicht viel länger als andere Etappen, aber das stete Auf und Ab entlang der Küste kostet Kraft. Ausgerechnet jetzt fangen wir auch noch einen platten Reifen ein, doch mit sicheren Handgriffen beheben wir die Panne im Nu. Erschöpft und stolz erreichen wir die berühmte Grotte Zinzulusa, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Der Eingang liegt in einer steilen Felswand am Meer, mit dem Boot besuchen wir auch die faszinierende Grotte Azzurro. Später geniessen wir das Spa unseres Hotels in Otranto, wähnen uns mit halbgeschlossenen Augen bisweilen in einer der eindrücklichen Grotten und gönnen unseren wackeren Beinen ausgiebig Erholung.

Kurz vor dem Ziel

Trügerisch leicht rollt es sich auf der letzten Etappe entlang der adriatischen Küste nordwärts. Doch bald verlässt die Strecke das Meer und wendet sich ins Landesinnere. Brütende 39°C begleiten uns auf den letzten Kilometern dieser Velotour, als wollte die Sonne dieser bezaubernden Gegend all ihre Wärme schenken. Und als wir schliesslich Lecce erreichen, gibt es nur eines: sich ins erstbeste Café setzen und ein riesiges Gelato essen. Erst danach sind wir empfänglich für die Schönheit dieser Stadt. Der Tuffstein, der in dieser Gegend abgebaut wird, hat den typischen Lecceser Barock ermöglicht, weshalb Lecce auch das «Florenz des Südens» genannt wird. Zahlreiche Bauwerke in diesem Baustil gibt es in Lecce zu bewundern; uns gefällt besonders gut die Fassade der Basilika Santa Croce. Gefallen tun uns jedoch auch die gemütlichen Restaurants der Stadt, wo man typisch apulische Küche geniesst. Eine Spezialität der Region sind die Orecchiette, eine Pasta in Form kleiner Ohren. Sie gehören zum typischen Gericht «Orecchiette alle cime di rapa», das unbeschreiblich köstlich schmeckt. Vor allem, wenn man dazu einen apulischen Primitivo geniesst. Einen Spaziergang durch das nächtliche Lecce, in dem die Hitze des Tages der angenehmen Wärme einer lauen Nacht gewichen ist, lassen wir uns trotz sieben ausgedehnten Veloetappen nicht nehmen.

Straße in Lecce

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