

"Es war nicht das erste Mal, dass mein Mann und ich auf der Strecke von St. Moritz nach Tirano unterwegs waren.
Unsere Absicht war es, dieses Mal im historischen und gut gelegenen Hotel auf der Alp Grüm zu übernachten.
So sass ich bereits drin im Zug, der mich auf die 2'091 m.ü.M liegende Alp Grüm bringen sollte. Mein Mann stand noch draussen auf dem Bahnsteig. Er war sich so sicher, dass er in einen anderen Zug einsteigen muss, dass er sich weigerte bei mir einzusteigen.
Dies erwies sich als grosser Fehler. Das rote Bähnli fuhr letzten Endes ohne ihn ab. Ich sass drin am Fenster, mein Mann stand draussen auf dem Perron. Während er etwas später in Richtung Italien fuhr, fuhr ich - mit unserem Gepäck - wie geplant hoch zur Alp Grüm.
Mit einem Umweg via Poschiavo schaffte er es Stunden später doch noch auf die Alp. Bis er ankam, war ich bereits komplett eingerichtet und genoss die wunderbare Aussicht."


"Das Angebot "Interrail" ist bei mir in der Clique beliebt. So beliebt, dass wir die WhatsApp Chatgruppe "Freunde der Eisenbahn" gründeten.
Ein Grund ist sicher unser kleines Reisebudget, aber andererseits auch die Art des Reisens. Übrigens ein Trend, denn ich auch bei unseren Kunden bemerke.
Getreu dem Motto; "der Weg ist das Ziel" waren wir schon an vielen Orten in Europa. Zu Silvester beispielsweise fuhren wir nach Budapest, mit kurzen Zwischenstopps in Bratislava und Wien.
Oder der Trip nach Amsterdam war auch toll. Wir wollen einfach mit dem Zug unterwegs sein und haben festgestellt, es gibt soviele Städte, die jungen Leuten viel bieten.
Ein weiterer Grund ist auch unser Gepäck. Da kommt ganz schön viel zusammen. Beispielsweise die Gitarre, die IMMER dabei sein muss. Das wäre uns im Flugzeug zu mühsam. So sind wir meist alle zusammen in einem Abteil und haben viel mehr Platz als im engen Flugzeug.
Wohin die nächste Reise der Freunde der Eisenbahn geht? Vielleicht nach Istanbul? Wer weiss."


"Vom roten Blitz wusste ich bereits aus unseren Reiseunterlagen. Wobei von "Blitz" kann hier überhaupt nicht die Rede sein. Als die kleine Holzbahn, die mehr Strassenbahn ist als Zug, in Bunyola einfuhr, war ich schon sehr gespannt, was da wohl auf uns zuratterte. Die seit 1912 bestehende Bahn ist heute mehr eine Touristenbahn. In den Anfangszeiten jedoch transportierte der Zug vor allem Orangen. Auch heute noch versuchen die Reisenden bei der Fahrt in die Serra de Tramuntana die eine oder andere Orange von den Bäumen zu pflücken.
Die hölzernen Wagen sind auch heute noch allesamt mit Holzbänken ausgestattet. Diese Art der Zugreise kannte ich bereits von den Nostalgiezügen der Rhätischen Bahn und von meinen Bahnreisen in Sri Lanka. Dieses Bähnchen nun sollte uns also vom Tramuntana Gebirge in die Inselhauptstadt Palma bringen.
Trotz der hölzernen Sitze und der kuscheligen Enge war die Fahrt so entspannend, dass wir bald schon Gefahr liefen, einzuschlafen. Nicht so die paar Kinder, die während der ganzen Fahrt den Wagen mit einer Turnhalle zu verwechseln schienen und im Wagen rumturnten.
Auf der 27 Kilometer langen Strecke vom Gebirge an die Küste fährt die Ferrocarril durch 13 Tunnel und über ein 52 Meter langes Viadukt.
Mit einer Breite von nur 914 mm sind Ersatzteile für diese historische Schmalspurbahn schwer zu bekommen, sodass alle Teile laufend von Hand gewartet werden müssen, damit nur ja nichts kaputt geht."

"Letzten Herbst hatten wir eine Wandertour entlang der Rota Vicentina in Portugal geplant. Nachdem wir das Jahr durch schon oft fliegen mussten, beschlossen wir mit der Bahn zu fahren.
Fast auf die Minute genau 24 Stunden sollte unsere Zugfahrt von Basel nach Lissabon dauern.
Auf dem Weg zur Atlantikküste stoppte in Bordeaux plötzlich der TGV. Starke Regenfälle hatten die ganze Bahnlinie entlang der Küste weggespült.
Während wir versuchten die Weiterfahrt von Bordeaux nach Biarritz zu organisieren, mussten wir feststellen, dass plötzlich der ganze Bahnhof abgeriegelt wurde, da genau bei unserer Ankunft eine Demonstration der Gelbwesten begann.
Umgeben von laut rufenden Demonstranten schafften wir es, eines der letzten freien Zimmer in Bordeaux zu buchen. Unsere Fahrt zur spanischen Grenze konnten wir erst am nächsten Tag mit dem Fernbus fortsetzen.
Doch dieser ungewollte Zwischenstopp erlaubte es uns, Bordeaux kennenzulernen, und am nächsten Tag blieb sogar noch Zeit, um Biarritz einen Besuch abzustatten. Beide Städte gefielen uns ausserordentlich gut. Ohne die Demonstration und der Überschwemmung hätten wir bei dieser Reise keine davon zu Gesicht bekommen.
In Hendaye angekommen, ergatterten wir zwei der letzten Plätze auf dem Nachtzug und erreichten früh am Morgen mit etwas Verspätung Lissabon."
"Ich oute mich an dieser Stelle als Fan von alten Dingen. Bin ich in meiner Freizeit doch oft in alten Gemäuern, auf Flohmärkten oder in kuriosen Museen unterwegs.
An diesem sonnigen und - für den Herbst erstaunlich - warmen Herbstmorgen wanderte ich auf der letzten Etappe des Furka-Höhenweges von Tiefenbach nach Andermatt.
Es war nicht nur sonnig und warm. Es war auch herrlich ruhig.
So kam, während des Aufstiegs zwischen Blaubeeren und kleinen Wasserläufen, das unheimliche Geräusch - ein undefinierbares Zwischending von Zischen, Grollen, Quietschen und Schnauben - doch sehr überraschend.
Wie ich aus sicherer Quelle weiss, gibt es keine Drachen mehr in den Schweizer Bergen. Aber was konnte es dann sein?
Die Lösung präsentierte sich in Form einer kleinen blau-roten Dampfeisenbahn, die da selbstbewusst von Gletsch im Wallis herkommend in Richtung Andermatt dampfte.
Der Lärm, den sie dabei machte, war beeindruckend. Der Qualm übrigens war es auch. Ein Blick durch mein Fernglas verriet mir, dass der Zug eine äussert lustige Gesellschaft zu transportieren schien. Lauter strahlende Gesichter und winkende Hände lugten aus den offenen Bahnfenstern.
Ein Blick auf die gelbe Schrift verriet mir, dass da die Furka-Dampfbahn im grünen Gelände unterwegs war.
Mit dem Bau der Zahnradstrecke über den Furkapass wurde 1911 begonnen. Die Furka Dampfbahn fährt auf einer Strecke von 18 Kilometer zwischen Realp (1'538 m.ü.M.) über Station Furka (2'160 m.ü.M.) und Oberwald (1'366 m.ü.M.).
Nach mehreren finanziellen und technischen Problemen drohte dem herzigen Bähnlein das Aus. Soweit ist es nicht gekommen. Heute steuert ein Verein und die Dampfbahn Furka Bergstrecke AG die Geschicke der Bahn.
Das alles wusste ich noch nicht, als ich in Richtung Tiefengletscher kraxelte und tief unter mir der Bahn zuschaute, wie sie sich Meter um Meter langsam, aber bestimmt, ihren Weg nach Andermatt bahnte.
Noch wartet die Furka Dampfbahn auf meinen Besuch. Wir beide träumen noch voneinander. Aber was wäre das Leben ohne Träume?"
2019 konnten beim Reise-Wettbewerb "Join the Journey" zehn Teams Bahnabenteuer in ganz Europa in die Tat umzusetzen.
Was sie mit dem Zustupf in die Reisekasse erlebt durften, erfahren Sie in diesen Reiseblog: jointhejourney.ch