Am dunklen Himmel geht die Sonne hinter den Bergen unter.

Unterwegs auf Sizilien und den Liparischen Inseln

Wenn ich früher an Italien als Wanderdestination dachte, dann doch eher an Südtirol, Piemont oder die Apenninen. Dabei ist unser südlicher Nachbar landschaftlich äusserst vielseitig. Egal ob im Norden oder eben auf Sizilien und den Liparischen Inseln.

Das folgende Reisetagebuch führt Sie nach Stromboli, Vulcano, Taormina und auf den höchsten noch aktiven Vulkan Europas den 3'323 Meter hohen Ätna. Der Mix dieser Reise macht's. Action wechselt sich ab mit Entspannung pur, sei es beim Wandern oder beim faulenzen am Strand. Aber lesen Sie doch selber.

 

Blick auf die küste de rInsel Lipari.
Unterwegs mit dem Boot

27. Oktober

Wir kommen pünktlich in Catania an der Ostküste von Sizilien an. Der Transfer nach Milazzo funktioniert perfekt. Es ist aber bereits dunkel, als wir unser Gepäck auf den etwas brüchigen Gehsteig vor dem Hotel stellen. 

Wer oder/und Was ist hier wohl schon vorbeigelaufen, vorbeigeschlendert, vorbeigefahren? Diese Frage werden wir uns in den nächsten Tagen noch öfter stellen. Überall Zeugen einer abwechslungsreichen Vergangenheit. Die Zeit reicht noch um der Jugend auf der alten Piazza beim flanieren zuzuschauen.

28. Oktober

Wir starten am Morgen mit dem Tragflügelbooot in Richtung Lipari. Beim kurzen Stop auf der Insel Vulcano sind mein Mann und ich bereits gebührend beeindruckt beim Anblick der qualmenden Bergflanken. Aber mehr davon später. Im lebhaften Hafen von Lipari werden wir abgeholt und in halsbrecherischer - aber nicht wenig amüsanten - Fahrt durch die engen Gassen zum Hotel Meligunis gefahren. Gepäck ins Zimmer geworfen, und los geht es zur ersten Wanderung.

Durchs Villenviertel spazieren wir mehr, als dass wir wandern, in Richtung Aussichtspunkt. Dort geniesst man eine schöne Aussicht auf Vulcano und einzelne Felsen im äonischen Meer geniesst. Die spontane Verlängerung dieser Wanderung rund um einen weiteren Hügel führt uns an brachliegenden Gärten vorbei und durch eine enge Schlucht. Diese endet - etwas überraschend  - am alten Hafen mit einer kleinen Bar. Zeit für einen Kaffee.

Italiener essen gewohnheitsmässig etwas später als wir Mitteleuropäer. Die Zeit bis zum Abendessen vertreiben wir uns also mit einem Bummel durch die pittoreske Altstadt. Vom Castel aus, geniesst man einen wunderbaren Blick über die Stadt und das Meer. Die Ruhe hier oben steht im krassen Gegensatz zur lebhaften Hafenregion. 

Eine Wanderung auf Sizilien und den Liparischen Inseln ist pures Abenteur.
Küste von Lipari
Ein Warnschild warnt vor den Gefahren auf einer Vulkanwanderung.
Auf geht's auf den Vulkan

29. Oktober

"Bongiorno" klingt es brummig-freundlich, als wir heute Morgen unterwegs zum Hafen sind. Der Gruss wird von den Einheimischen so entschlossen an uns gerichtet, dass eine Antwort selbstverständlich ist. Wir besuchen die Nachbarinsel Vulcano. Die Fahrt mit dem Schiff dauert nicht lange.

Die folgende kurze Wanderung zum Vulkankrater ist in ungefähr einer Stunde zu machen. Wir müssen schmunzeln, werden doch am Fusse des Vulkans Wanderschuhe und Gehstöcke vermietet. Der Weg führt entlang der steilen Aussenwand des immer noch rauchenden Vulkans in Kurven in die Höhe.

Blick in einen Vulkankrater auf der Eurotrek-Tour Sizilien.
Krater des Vulcano

Oben angekommen, dampft es aus zahlreichen Erdlöchern. Die gelben Schwefelkristalle laden ein, sie zu berühren. Vorsicht ist geboten. Der nach faulen Eiern riechende Dampf, der aus den Löchern strömt ist heiss und giftig. Zum letzten Mal brach der Vulcano 1890 aus. Die unterdrückte Kraft scheint aber auch heute noch spürbar. Wir wandern einmal um den Krater und lassen uns dabei viel Zeit.

Mein Mann fotografiert was das Zeug hält, und auch ich kann mich nicht satt sehen am gelben Schwefelgestein mit den teilweise nadelfeinen Spitzen. Den restlichen Nachmittag verbringe ich auf der Hotel Terrasse mit Kaffee trinken und Lesen. Urs ist wieder unterwegs in Milazzo am Fotografieren.

Tassen und Gläser stehen auf einem Tisch am Ufer von Sizilien.
Apéro mit Sicht auf den Hafen

30. Oktober

Wir sitzen bereits um 7.30 Uhr im Café und trinken Orangensaft und Cappuccino und essen dazu Brioche und Croissant. Hinter und neben uns plaudern Gruppen von Männern, die mich irgendwie an Enten erinnern. Die ganze Zeit über wird fröhlich geschnattert und geplappert. Die Fahrt nach Stromboli ist ereignislos. Das Dorf scheint hübsch zu sein. "Pippo" steht bereits beim Bootsanleger und wartet auf uns.

Er rät uns die geplante Bootstour rund um die Insel und zur Sciara del Fuoco auf den späten Nachmittag zu verschieben. Eine gute Entscheidung! Um 17.00 Uhr sind wir unterwegs auf die andere «dunkle» Seite der Insel. Als wir die erste Feuersäule des Strombolis erblicken, ist es schon fast dunkel. Viele Meter wird die glühende Lava in den Nachthimmel geschleudert. Ich habe bereits viele Vulkangegenden der Erde gesehen. Aber dieses Schauspiel hat Première.

31. Oktober

Heute steht ein weiterer Ausflug per Schiff (mit was sonst?) an. Nochmals sehen wir die Eruptionen bei Tageslicht. Das ist wenig spektakulär. Der Aufenthalt im Dörfchen Ginostra mit dem kleinsten Hafen Europas, bietet einen kurzen Spaziergang durch menschenleere Gassen und keinen - von mir erhofften - Kaffee.

15.30 Uhr starten wir unsere Wanderung zur Sciara del Fuoco. («Weg des Feuers», wie wir ein paar Tage später erfahren werden), Im steilen Aufstieg treffen wir auf einen alten und überwachsenen Friedhof. Während der ganzen Wanderung hören wir immer wieder das Grollen des Strombolis. Ich stelle mir einen ziemlich übel gelaunten Drachen vor, der sich überlegt, ob er jetzt mal wieder für etwas «Action» sorgen soll. Das letzte Mal geschah dies im Juli 2019.

 

 

 

Die «Action» kostete ein Menschenleben. Etwas verunsichert (ich) näheren wir uns über alte Lavaströme hinweg dem Rand des aktuellen und äusserst aktiven Lavastromes. Während die Eruption weiter oben die Nebelwolken illuminieren, kullert das ausgeworfene und glühende Gestein den steilen Hang hinunter ins Meer. Mittlerweile ist es dunkel und das Schauspiel ist beeindruckend.

Wir machen uns im Dunkeln auf den Abstieg in Richtung Ristorante Osservatorio. Dort sitzen wir im spärlichen Schein von Taschenlampe und Kerzen, essen ein ausgezeichnetes Nachtessen und beobachten den glühenden Vulkan.

Steinstrand auf Stromboli. Aktivferien mit Eurotrek.
Schwarzer Strand

1. November

Unser Schiff fährt erst am Mittag. Genug Zeit um sich noch etwas umzuschauen. Viel gibt es nicht mehr zu erkunden. Die Fischerboote auf dem schwarzen Strand sind äusserst fotogen, und wir schlendern noch etwas rum. Es gibt tatsächlich Wagemutige, die heute am 1. November im Meer baden. Äusserst zögerlich, wohlgemerkt.

Unser Tragflügelboot zurück nach Milazzo fährt wieder pünktlich. Dort wartet ein schweigsamer, aber zuverlässiger Taxifahrer auf uns, der uns weiter nach Taormina (übrigens wieder perfekt organisiert von Touroperator Crilù) bringt. Abends schlendern wir, zusammen mit gefühlten 3'000 anderen Touristen, durch die Altstadt. Das berühmte Amphitheater werden wir uns später anschauen. 

 

 

2. November

Unsere letzte Wanderung steht an. Pünktlich um 9.00 Uhr holt uns Fabio Bonaccorsi bei der Porta Messina in Taormina ab, um mit uns eine Tour am Ätna zu machen. Leider haben wir die Rechnung ohne den Nebel gemacht. Dieser ist dicht und versperrt uns die Sicht auf den Vulkan und seine Umgebung. Mit Fabio, dem studierten Geologen, ist die Tour aber trotzdem spannend. Die Birken- und Buchenwälder sind auch auf Sizilien bunt und leuchten auf, als sich die Sonne kurz zeigt.

Wir wandern über mehrere alte Lavaströme, die u.a. 2002 auch ein Hotel unter sich begruben, wie der Trümmerhaufen gleich zu Beginn der Wanderung zeigt. Glücklicherweise kamen keine Menschen ums Leben. Erstaunlicherweise lässt die Lava immer wieder sogenannte "Dagalas" entstehen. Kleine Bauminseln, bei welchen links und rechts das heisse Gestein vorbei floss. Wie Dagala, hat auch das Wort "Sciara" seinen Ursprung im Arabischen, erklärt uns Fabio. «Ascharia», was so viel wie "Weg durch die Wüste" heisst. So wissen wir nun was auf Stromboli die "Sciara del Fuoco" bedeutet. "Weg des Feuers". Könnte auch der Titel eines Romans sein.

Apropos Roman! Die Einheimischen hier nennen den Ätna auch «Mongibello». Als begeisterter Fan der Tom Ripley Geschichten von Patricia Highsmith kenne ich den Begriff natürlich. So hiess auch das Dorf, in dem sich Tom in seiner ersten Zeit in Europa niederliess. Signora Highsmith gefiel der Name wohl auch. Wir hatten heute Sonne und Nebel. Jetzt regnet es heftig in Taormina.

Wanderer wandern auf der schwarzen Erde des Etnas auf Sizilien.
Am Fusse des Ätna
Das Amphitheater von Taormina
Das Amphitheater von Taormina

3. November

Abreise am Abend. Wir haben den ganzen Tag Zeit und wandern nach Castelmolla, gleich oberhalb und im Hinterland von Taormina. Nicht ohne vorher das bekannte Amphitheater «Theatro Greco» besucht zu haben. Die Vorstellung, dass hier vor rund 3'000 Jahren Theater gespielt wurde, finde ich faszinierend. Der Name «Teatro Greco» ist etwas irreführend. Wurde doch das, sich hier ursprünglich befindende, griechische Theater im 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern platt gemacht und durch die heute noch bestehende Anlage ersetzt.

Diese wird für Konzerte und auch wieder für Theateraufführungen genutzt. Im angrenzenden Hotel Timeo trinken Urs und ich unseren wohl teuersten Tee und Cappuccino auf der Terrasse. Wir bezahlen 20 Euro. Dafür ist der Service erstklassig, die Guetzli köstlich und die Aussicht traumhaft. Als wir am Nachmittag zurück sind von Castelmolla, spazieren wir nochmals durch die Gassen von Taormina.

 

 

Ein Maler bemalt einen Tontopf auf Sizilien.
Keramikkünstler

Wir schauen einem Künstler zu, der einen Keramiktopf bemalt. Keramikkunst hat Tradition auf Sizilien, und man sieht überall mehr oder weniger kunstvolle Gefässe. Ich trinke mein letztes Granita (sizilianische Frühstücksdelikatesse, bestehend aus fein gehacktem Eis und Fruchtsaft.

Kann von mir aber den ganzen Tag über getrunken werden) und schlecken italienisches Eis. Gedanklich sind wir schon fast wieder zuhause. In den Erinnerungen aber bleiben wir auf den aussergewöhnlichen Inseln im Süden Italiens.

 

 

Eine Ruine in der Stadt Toarmina auf Sizilien.
Ausblick vom Amphitheater

Fazit

Die Wanderreise nach Sizilien und den Liparischen Inseln ist eine perfekte Mischung aus Wandern und Erholen. Es bleibt immer - wirklich immer - genug Zeit um sich dem "dolce farniente" hinzugeben. Das sollte man auch, zu verlockend sind Kaffee, Granita oder die süssen Cannoli. Die Touren sind allesamt leicht zu machen und nicht lang. Spannung versprechen die Vulkane Vulcano, Stromboli und Ätna. Eine wunderbare Gelegenheit einen neuen Blickpunkt auf einen Teil von Italien zu werfen. 

 

Unsere Wanderferin in Sizilien und auf den Liparischen Inseln

Mittel
Italien

Wanderferien Sizilien & Liparische Inseln

8 Tage | Individuelle Einzeltour
(13)